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nicht unter, der bleibt bei Jesus, der, auch wenn er einschläft, ein großer und mächtiger Gott bleibt, der alles unter sich gelegt hat. Die Jünger hätten durch die See und ihre Unruhe ihr Herz nicht empören lassen sollen, sie hätten stille sein sollen (zu Ihm), sie hätten für den schlafenden Jesus dem Winde wehren und ihn heißen sollen, stille zu sein. Es gibt Zeiten, wo der Mensch stille sein kann. Wenn der HErr schläft, da sollen alle Menschen schweigen. Wenn wir mit Ihm schweigen, wird Er mit uns wachen. Wenn wir aber den Glauben und den Glaubensmut verlieren, dann wird Er, der Hilfreiche, zwar helfen, aber Er wird uns tadeln, wie Er dort die Jünger tadelte: Warum seid ihr so furchtsam? Der, dem Wind und Meer gehorsam war, will nicht, daß wir in irgend einer Lage in Unruhe kommen sollen. Er verliert seine Wunderkräfte nicht, wenn er aus dem Meere ist. Im Gegenteil: des Meeres Ungestüm und seine Wellen heben ihn blos. So laßt uns Ihm denn folgen und Seine Wege gehen. – Wie schön paßt dieses Evangelium für uns! Wir haben auch das Meer wallen und seine Wellen gehen sehen, Wie hat sich unser Schiff bewegt. Wie hat es geschienen, als ginge mit uns das Schifflein unter – und siehe, Er hat Sein Schifflein gehen und uns mit Ihm fahren lassen, bis die Meeresstille kam und uns der Hoffnungsstrahl des Friedens (a. 1871) wieder geschenkt wurde etc.“ – Gewiß, in dieser wie in der S. 290 mitgeteilten Predigt ist noch Gedankengehalt, aber ein wehmütiges Gefühl beschleicht uns doch beim Lesen, ähnlich dem, wenn wir in diesen Octobertagen die letzten, spärlichen, farbenbleichen Herbstblumen auf derselben Wiese pflücken, die im Frühling in der Fülle ihres Blumenflors geprangt hatte.




Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/326&oldid=- (Version vom 1.8.2018)