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Esse gekommenen Anfängers, der überdies bereits ein Lehramt an der Neuendettelsauer Missionsanstalt bekleidete, des damaligen Candidaten J. Deinzer. Es blieb nichts übrig als daß Löhe, der Erleichterung suchte und bedurfte, sich mit noch schwererer Arbeitslast als vordem belud, von der ihm erst im Lauf der Jahre der genannte Vicar einen größeren, aber bei weitem nicht ausreichenden Teil abnehmen konnte.[1]

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 Nach weiterer Hilfe für die Arbeit am Diakonissenhause sich umzusehen hielt Löhe nicht blos die Schwierigkeit, eine geeignete Persönlichkeit zu finden, sondern auch die übertrieben zarte Rücksicht auf die finanzielle Last des Diakonissenhauses, vielleicht auch noch andere Bedenken ab. Zu dieser Erschwerung seiner Arbeitslast kam noch der weitere Übelstand, daß gerade um jene Zeit Löhe oft der wünschenswerten häuslichen Pflege entbehrte, da seine Tochter, die in treuester, aufopferndster Weise für ihn sorgte und ihm einen Ersatz für die mit dem Tode seiner Gattin verlorene Häuslichkeit zu schaffen verstand, infolge schwerer Krankheit wiederholt über Jahr und Tag von Hause abwesend sein und in Bädern Heilung suchen mußte. So wohnte der alternde Mann zeitweilig allein im Pfarrhause; die Dienerin kam morgens und gieng abends weg; das Frühstück bereitete er sich, wie ehedem in seiner Verweserzeit selbst, ebenso sein Lager; zum Mittag- und Abendessen gieng er, auch zur Winterszeit, den nicht ganz kurzen Weg zwischen Pfarrhaus und Diakonissenhaus hin und her. Eignen Haushalt mit einer fremden Person wollte er nicht; eine solche Einrichtung, meinte er, würde Rücksichten auferlegen, die er nicht befriedigen, und Mittel fordern, die er nicht aufbringen könne – und in der That auch nicht besaß. Seiner Tochter schrieb er aus jener Zeit


  1. Vorübergehend leisteten auch einige Candidaten durch Übernahme der Seelsorge in den Hospitälern etc. etwas Aushilfe, die aber nur von kurzer Dauer und an sich nicht bedeutend war.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/322&oldid=- (Version vom 1.8.2018)