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fiel auch; das Pferd wollte nicht halten; die anderen Schlitten waren voraus. Frau Oberin schrie, zumal sie meinte, ich sei beschädigt. Ich aber war ruhig. Der Teufel, der in Andermatt überhaupt sehr spuken soll, hatte mich zu unterst geworfen, aber der Engel des Herrn breitete die Hände unter. Ich stand ganz unverletzt auf, als meine Lasten weg waren. Allein da kam der „Hutschelm“, der auf der dortigen Brücke haust (Windsbraut), und wollte meinen Hut in den Fluß wehen, der unten brauste. Ich erhaschte ihn aber wieder. Ich habe ja ohnehin in Cannes Regenschirm und Kappe gelassen, in Turin den Mantelriemen: wenn ich nun auch keinen Hut mehr gehabt hätte! Es kam aber Mann und Hut wol davon.“

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 Doch, wie gesagt, nur selten wurden Löhe solche Ruhepausen inmitten der Arbeit des Berufslebens zu teil. Als er das letztemal eine solche Erholungsreise antrat, – im Jahr 1863 – war sein körperlicher Zustand schon ein bedenklicher. Er hatte an Pfingsten die Festpredigt gehalten und war eben mit seinem Vikar Dr. Weber in der Austeilung des heil. Abendmahls begriffen, als ein leichter Schlaganfall (die apoplektische Anlage war bei ihm väterliches Erbteil) ihn rührte. Er konnte sich aufrecht erhalten, verschüttete aber, als er den Kelch füllen wollte, den Wein. Die linke Seite des Körpers war unempfindlich geworden, doch blieb sie bewegungsfähig. Vorübergehend litt auch das Gehör, so daß er den vollstimmigen Gesang der zahlreich versammelten Festgemeinde nur leise wie von ferne vernahm. Der von den Seinigen herbeigerufene Arzt gebot strengste Ruhe und zeitweilige völlige Enthaltung von der Arbeit. Löhe bereitete sich in jenen Tagen ernstlich auf den Tod; täglich ließ er sich das Sakrament reichen. Als die unmittelbare Todesgefahr vorüber schien, wurde ihm der Gedanke, seine Arbeit an andere abgeben und brach liegen zu sollen, doch recht schwer. Er strafte sich darüber, erkannte und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/318&oldid=- (Version vom 1.8.2018)