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schrieb er noch voll des Eindrucks an seine Tochter. Wie interessant waren die Bilder der Bildergalerie! Die Verlobung Marien mit Joseph (das berühmte, unter dem Namen lo sposalitio bekannte Raphaelische Gemälde) und ein Christuskopf von Guido Reni bleiben mir unvergeßlich. Wir sahen auch das Abendmahl von Leonardo da Vinci. Es ist Ölmalerei auf Kalk, bedeckt eine Wand, ist verderbt, da die Spanier einen Stall aus dem Speisesaale der Mönche machten, wo es sich befindet, ist aber trotz alles Verderbs schöner als alle Copien, deren im Hause prächtige aufgestellt waren. Am wohlsten war mir aber in der Kirche des heil. Ambrosius. Was kann man da lernen! Ich könnte über Mailand ein ganzes Buch schreiben.“

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 Besonders lieblich erschien ihm Lugano mit seinem See, „in dessen milden Lüften die hohen Berge ihre Leiber, ihren Fuß aber in seinen Wassern baden.“ „Die ganze Gegend hier ist wunderschön, hier ist italienische Schweiz, alles viel schöner als die Lombardei, in deren Hauptstadt und Ebenen es uns aus andern Gründen so wol gefiel.“ Ein kleines Abenteuer auf eben dieser Reise, von ihm selbst erzählt, mag den Schluß dieses Abschnitts machen. „Der Weg von Airolo – schreibt er – bis zum Hospiz auf der Höhe des Gotthard war kalt. Die Sonne schien hell, der Wind wehte Schnee von den Bergen. ’S ist dort droben nicht schön. Auf der Nordseite – Deutschland zu, kamen wir je zwei und zwei in Schlitten. Da schneite, wehte, fror es, daß wir froh waren, als wir in Andermatt zu einem „kostbaren“ Mahle ankamen und uns mit Wein wärmen konnten. Als wir wieder in die Schlitten kamen und rasend hinabfuhren, sah ich eine merkwürdige Brücke. Der Condukteur fuhr selbst. Ich fragte, „was ist das für eine Brücke?“ Antwort: „die Teufelsbrücke.“ (Sie ist bekannt.) Da raste der Schlitten in die Brücke hinein, fuhr um und um, fiel – Frau Oberin fiel auf mich – der Condukteur

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/317&oldid=- (Version vom 1.8.2018)