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er die rastlose Thätigkeit des Heiligen rühmt, denselben mit dem Schmied, der, zur Erholung von der Arbeit des Schmiedens, anstatt des Eisens den Ambos hämmert (ut fabris ferrariis moris est qui inter operundum pro quodam laboris levamine incudem suam feriunt). Ich mußte unwillkürlich bei diesen Worten an Löhe denken.

 Bei alle dem hatte er aber auch für die Schönheit der Natur ein offenes und infolge seiner wenn auch nur dilettantenhaften Zeichengabe, auch ein zum Schauen geschultes Auge. Er verstand es auch, wenn er wollte, landschaftliche Schönheit in Worten zu malen.

 Wir geben hier eine Schilderung eines in Zürich verlebten Himmelfahrtstages aus seinen Tagebuchaufzeichnungen, auch als Beispiel, wie er Naturfreude und geistliche Freude zu vereinigen wußte.

 „Am Morgen sah man es bereits dem Himmel an, daß es auch ein Festtag der Natur werden wollte. Schön und strahlend war er, doch voll Duft am Saum, woraus man auf Himmelfahrtswolken Hoffnung fassen durfte. Auch in Zürich war Feiertag; man sah es an allem. Wir giengen auf die hohe Promenade, von da zur Cantonsschule, dem großen Spital, dem Pfründhaus St. Leonhard und in dessen schönen hochgelegenen Garten, wo alles blühte und grünte. Mein Sinn stand zu dem großen König des schönen Tages. Besonders wohl war mir im Garten. Da läuteten nun alle, alle Glocken in der Stadt und das Limmatthal entlang. Welch ein Chor von Lobsängern! Nie hatte ich solche Freude an der Auffahrt des HErrn. Alles feierte sein großes Scheblimini (Ps. 110, V. 1). Gegenüber auf dem Uetli waren Himmelfahrtswolken stationiert. Der Tag ist ein Feiertag der Berge und der Wolken, ihr Ehrentag – dem andern Ehrentage der Wiederkunft entgegenharrend. Mein Herz war voll. Wir giengen nun in die Stadt hinunter in den Frauenmünster. Eine

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/314&oldid=- (Version vom 1.8.2018)