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weiß, daß Gesundheit nicht das größte Erdengut ist und habe sie als ein solches niemals von Dir zu erflehen gewagt, das weißest Du. Wohl aber weiß ich, daß ein kranker Leib und ein immer schwankendes Befinden in diesem ungewissen Leben eine gute, vollkommene Gabe Deiner Hand sein kann, wie ich das auch oft und viel an mir und andern erfahren habe. Wer alle Tage das Anklopfen Deiner Hand hört und fühlt und immer neue Warnung empfängt, dem ungewissen Leben nicht zu trauen, trägt seine Seele in Händen und sorgt für sein ewiges Bleiben an dem Ort, wo unter dem Stuhl des Lammes der Strom des ewigen Lebens und in ihm ein Wasser entquillt, das alle Krankheit heilt. Aber weil ja doch der doppelte Beruf des Leidens und der Thätigkeit sehr schwer ist, und uns armen Menschenkindern oftmals vorkommt, als könnten wir ohne Satansengel und Pfahl im Fleisch die Aufgabe unseres zeitlichen Lebens und Berufes völliger lösen, und weil wir doch auch nicht wissen, ob wir nicht durch eines der von Dir geschaffenen Mittel unsrer Last entledigt werden dürfen, so versuchen wir unser zeitliches Heil nach dem Rat menschlicher Ärzte wenigstens in so lange, bis wir die gewisse Überzeugung empfangen, wir sollen unseres Berufes ohne Erleichterung, ohne Genesung warten und Frucht bringen wie die Palme unter der Last, in Geduld. So bin denn auch ich zu diesen Wassern gekommen, ob Du sie mir wollest segnen durch Bad und Becher. Ich hoffe nicht von Mitteln, sondern alleine von Dir und auf Dich: das weißest Du. Meine Seele hanget Dir an, Deine rechte Hand erhält, Dein Stecken und Stab trösten mich, Dein Wort macht Leib und Seel gesund. Meine Hilfe steht bei dem, der Himmel und Erde gemacht hat, ich kenne die Berge, von welchen mir Seine Hilfe kommt, und hebe meine Augen zu ihnen auf. HErr, sende mir Hilfe vom Heiligtum und stärke mich aus Zion. Willst Du mir das Bad segnen, so sei Dein Name gelobet; wenn

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)