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einen Tag vor Löhes Tod emeritiert wurde. Dies geschah am 1. Januar 1872. Am 2. Januar starb Löhe. 24 Jahre hat er die mitunter beschwerliche Arbeit in Reuth ohne irgend welches Entgelt gethan, und zwar ohne Murren, ohne ein Wort des Bedauerns darüber, daß er sich damit ein opus supererogationis aufgebürdet habe – ganz als verstünde es sich von selbst. Das Seine hat er nie gesucht.




Krankheit und Abnehmen.


 Wer Löhe noch Mitte der sechziger Jahre – scheinbar in voller Kraft seines Amtes walten und Arbeitslasten bewältigen sah, die eines Mannes Leistungsfähigkeit weit überstiegen, ahnte nicht, wie schwer er zuweilen doch auch an dem Pfahl im Fleisch, mancherlei leiblichem Wehe, trug. Namentlich im letzten Jahrzehnt seines Lebens trat ein schon länger vorhandenes Nierenleiden zuweilen sehr heftig auf. Nächtliche Schmerzanfälle raubten ihm dann auch die Ruhe des Schlafs, so daß er, wie er manchmal sagte, Psalm 16, 7 in buchstäblichem Sinne verstehen gelernt habe.

 Verhältnismäßig früh wurde Löhes scheinbar unverwüstliche Gesundheit erschüttert. Eine schwere Erkrankung an einem typhösen Fieber brachte ihn im Beginn des Jahres 1855 wenige Monate nach Gründung der Diakonissenanstalt an den Rand des Grabes. Die Krankheit war wol die Folge der übermäßigen Anstrengung, die der von ihm ganz allein geleitete Bau des Diakonissenhauses und die mit der Diakonissenanstalt selbst ihm auferlegte neue Lebenslast verursachte. Schon Ende 1854 durchzog ihn die Ahnung, daß im kommenden Jahre ihm Schweres bevorstehe. Er schrieb damals in sein Tagebuch: „Ich habe in meinem leiblichen Befinden manche ernste Mahnung. Und doch war diese Woche so viel Friede

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/305&oldid=- (Version vom 1.8.2018)