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meine Last, immer schwieriger all mein persönliches, familiäres, anstaltliches und pfarrliches Leben. O schwere, schwere Not des Lebens! – Gott kann helfen.“ – In einem der letzten Jahre seines Lebens, in der Zeit schon überhandnehmender Schwachheit war es ihm, dessen Ruhm zeitlebens die größte Pünktlichkeit der Geschäftsführung gewesen war, begegnet, daß er wegen eines Versehens in einer Rechnung in Strafe genommen wurde. Es berührt nach zwanzig Jahren noch wehmütig, in seinem Tagebuch den Eintrag zu lesen: „Herr Bezirksamtmann strafte mich heute um 14 fl. 36 kr., die ich gleich an N. in N. übersandte. Es wurmte mich armen Mann gehörig, aber ich konnte nichts machen. Darauf bat ein armer Mann aus Nürnberg mich um 3 Gulden. Ich gab ihm 3 fl. 10 kr. (2 bayerische und 1 österreichischen Gulden), weil ich gerade keine 3 Gulden hatte. So komme ich um mein armes Geld und kann nichts machen. Gott helfe mir aus meinem Elend.“

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 Die Ärmlichkeit seiner Umstände war für Löhe nicht deshalb drückend, weil sie ihm Beschränkungen und Entbehrungen auferlegte. Er liebte im Gegenteil, wie wir gesehen haben, die Armut, „die wenig hat und wenig bedarf“, und ging in der Bedürfnislosigkeit, die er andern empfahl, selbst als Muster voran. Seine Kleidung, seine Lebensweise war von höchster Einfachheit, und noch als alter Mann war er bestrebt, sich abzugewöhnen, was ihm als überflüssiges Bedürfnis erschien: so z. B. eine Tasse warmen Getränkes zum Frühstück und am Nachmittag. Letztere ascetische Übung mußte er allerdings auf erhobenen Protest der Seinigen hin wieder einstellen. Das Glas Wein, das er am Tage trank, war für ihn mehr Arzenei als Genußmittel. Auch im Essen war er sehr mäßig, in Speisen nicht wählerisch, der biblischen Regel Luc. 10, 8 gehorsam. Nur gegen Bier und Käse hatte er eine unüberwindliche Abneigung, und für ein Fabrikat, das dem „Glöckchen“ in Nürnberg zu einer gewissen europäischen Berühmtheit verholfen hat,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/302&oldid=- (Version vom 1.8.2018)