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ging, war begreiflich, ebenso daß man das Bedürfnis nach einem neuen Anschluß an wirklich gleichgesinnte Brüder fühlte, den auch Löhe für seine Sendlinge wünschte. Der Blick lenkte sich bald auf jenen kleinen Kreis sächsischer Geistlichen und Gemeinden, welche seiner Zeit von dem berüchtigten M. Stephan nach Amerika geführt, schrecklich getäuscht, aber auch durch Gottes Führung gnädig enttäuscht und durch das Feuer einer heißen Prüfung geläutert worden waren. Bereits im Jahre 1844 hatte ein Sendling Löhes, Hattstädt, den Auftrag erhalten, die Ansiedlungen der Sachsen in Missouri, namentlich den P. Walther in St. Louis zu besuchen, um, wo möglich, mit den sächsischen Brüdern eine Einigung anzubahnen. P. Ernst hatte gleichfalls schon länger auf diesen Plan hingearbeitet und in seinen Briefen an Löhe den Anschluß an die Sachsen empfohlen.

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 Da Hattstädt verhindert war, den ihm gewordnen Auftrag auszurichten, so leitete P. Ernst nach seiner Trennung von der Ohiosynode zunächst eine briefliche Verbindung mit den Brüdern in


    bekennen soll. Von ihnen aus muß eine englisch-lutherische Literatur erblühen. Dann können sie, wenns sein soll, der Kirche wegen schlafen gehen. Noch aber giebt es (anno 1846) keine englisch geschriebenen Bücher unsrer Kirche, nicht einmal eine englische Übersetzung der symbolischen Bücher.“ Über Recht und Pflicht der Trennung von der Ohiosynode äußerte er: „Die Verhandlungen der Synode beweisen, daß der Wille nicht da ist, den Lehren unsrer Kirche sich völlig anzuschließen. Wir haben unsre Leute nicht hinübergeschickt, um in einem Lande voll werdender Verhältnisse sich mit einer unreinen Synode zu schleppen. Wo jedermann baut und pflanzt, wo man ungehindert Neues und Besseres bauen kann, da wäre es meines Erachtens Sünde, wenn man beim Alten, das man beim Anschluß nicht so gekannt, aus verkehrter Rücksicht festhalten wollte. Man muß auch nicht vergessen, daß unsre Brüder durch ihr Verbleiben in der Ohiosynode auch den edelsten Kindern unsrer Kirche in Nordamerika, den ehemaligen Stephanisten in Missouri etc. Ärgernis gegeben hätten, denen man jedenfalls die erste Rücksicht schuldig war, weil Wahrheit und Liebe die innigste Verschmelzung mit ihnen erheischt.“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)