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an den verschiedenen Anstalten Dettelsaus selbst, die sonst als „nicht amovibel“ galten, mußten ein paar mal ausrücken, um von Chalons und Lagny Spitalzüge mit Verwundeten abzuholen. Von denjenigen, welche nach Frankreich zogen, war es mehreren vergönnt, in der unmittelbarsten Nähe der großen Ereignisse welthistorische Augenblicke dieses Jahrhunderts, z. B. die Proklamation des neuen deutschen Kaisertums im Königsschlosse zu Versailles am 18. Januar 1871 als Augenzeugen mit zu erleben. Sie alle kamen nach geschlossenem Frieden unversehrt aus Frankreich zurück, nicht minder dankbar als die Soldaten, daß ihre Ritterschaft ein Ende hatte.

 Löhe selbst, obwol damals schon von körperlicher Schwachheit schwer heimgesucht, nahm dennoch an den Ereignissen jener großen Zeit lebendigen Anteil. Den Sturz des französischen Kaisertums und die Gefangennehmung Napoleons feierte er mit einem Te Deum und das Friedensfest wurde nach dem Dankgottesdienst im Betsaale durch eine Illumination verherrlicht, die für ein Dorf glänzend zu nennen war.

 Seine Stellung zum Krieg von 1870 war natürlich eine andere als die zu dem Bruderkrieg von 1866. Zwar waren es auch hier wieder vorzugsweise geistliche Töne, die er anschlug, zumal in den damals von ihm verfaßten Kriegsgebeten, die in den Abendgottesdiensten im Betsaal von der dort versammelten Gemeinde täglich gebetet wurden. Es wurde da Gott angerufen für die Soldaten, um die Gnade der Benutzung der ihnen noch gegönnten Gnadenzeit, um Bewahrung vor unheiligem Zorn und Grimm, um eine gute Ritterschaft nach Art der legio fulminatrix. Für die, die nach Gottes Rat den Tod erleiden sollten, wurde gebetet: „Gib den Fallenden die lebendige Hoffnung ihrer Auferstehung und führe sie gereinigt durch das Blut des Bundes ein in die ewigen Hütten.“ Für die Diakonissen: um Stärkung und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/294&oldid=- (Version vom 1.8.2018)