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vierstimmig Psalm 21, 1–8. Dann saßen wir beim Kaffee zusammen. Das Ober-Consistorium, das Consistorium, das Dekanat sandten mir Gratulationen. Von allen Seiten Gratulationen, und ich weiß eigentlich nicht, warum? Aber freilich: die Anstalten sind damit gehoben im ganzen Land, das ist die Hauptsache... Ich bin nun froh, daß das alles vorüber ist, und danke Gott für alles. Er wird mich behüten, daß mir aus all dem Lob kein Leid kommt. Ich will lieber selig sterben, als durch Anerkennung gehn, die mich nicht mehr hebt als der Blick auf Ihn, den ich meine, und auf Seinen heil. Willen.“

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 Eine Folge der Löhe zu teil gewordenen öffentlichen Ehrung war es, daß in den höheren Regionen Münchens die Vorurteile gegen ihn und seine Diakonissen zu schwinden anfiengen. Seine Münchener Freunde rieten ihm das Eisen zu schmieden, so lange es warm sei. „Mich reut zwar mein Geld – meinte Löhe –, aber vielleicht kann jetzt in München eine Station gegründet werden. Das und dergleichen soll mein Besuch zu wege bringen.“ So reiste er denn nach München, wo er diesmal in allen Kreisen, bei Geistlich und Weltlich, freundliche Aufnahme fand. Nicht nur wurde er von dem Minister, Fürsten Hohenlohe, gütig empfangen, sondern er erhielt auch von der (damals noch protestantischen) Königinmutter Marie eine Einladung. Die „herzensgute“ Fürstin, die Dettelsau und Löhe längst gern gesehen hätte und ihren Wunsch, wie man sagte, nur dem entschiedenen Nein ihres (damals schon verewigten) Gemahls untergeordnet hatte, freute sich der Unterhaltung mit ihm und dehnte dieselbe über 11/2 Stunden aus. Freilich war Löhe für eine Aufwartung bei Hofe schlecht genug gerüstet. So lange sich Schreiber dieses erinnern kann, besaß er weder Amtsrock, noch Cylinder, noch Handschuhe. So mußte er von Münchener Freunden mit diesen zum Erscheinen bei Hofe unentbehrlichen Requisiten leihweise ausgestattet werden. Der Zweck

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)