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Allerdings scheint Löhes Vorgang bis daher wenig Nachfolge gefunden zu haben, trotz des Beifalls, den auch Sachverständige wie P. Meurer (in seinem Buch: Der Kirchenbau vom Standpunkt und nach dem Brauch der lutherischen Kirche S. 246) seiner Idee und deren Ausführung gespendet haben.

 Auch sonst vermochte Löhe vermöge seiner ganzen Art konkreten, nicht in Begriffen, sondern in Anschauungen sich bewegenden Denkens den Paramentenschwestern manche künstlerische Idee an die Hand zu geben. Es mag hiebei bemerkt werden, daß er ein Freund des Symbols in der Paramentik war und auch außerbiblische Symbole nicht verschmähte. So ließ er z. B. den aus seiner Asche sich verjüngenden Phönix auf einem Antependium des Altars in dem Diakonissenfilial Polsingen darstellen, oder anderwärts den Pelikan, der seine Jungen mit seinem eignen Blute tränkt. Auch Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter etc. wollte Löhe aus dem Bereich protestantischer Paramentenkunst nicht ausgeschlossen wissen; letztere – meinte er – sei bisher allzu ausschließlich generis masculini gewesen etc.

 Das Gesagte mag genügen, zu zeigen, wie auch nach dieser Seite hin reiche Anregung von Löhe ausgieng, die – sei es auch auf einem verhältnismäßig untergeordneten Gebiet – der lutherischen Kirche zu gute kommen sollte. Nur eins mag noch anhangsweise erwähnt werden, was zwar streng genommen nicht in diesen Abschnitt gehört, für dessen Erwähnung aber am Ende doch hier der schicklichste Ort ist: die Fürsorge, die er für richtige Herstellung der Abendmahlsbrote trug und tragen ließ. Ihm war die Fahrlässigkeit so mancher Geistlichen, die ihren Bedarf an Hostien aus Conditoreien beziehen, ungewiß ob, ja trotz der Wahrscheinlichkeit, daß sie dort statt wirklicher Waizenbrote Oblaten aus Kartoffelstärkemehl bekommen, eine bedenkliche Sache, trotzdem daß lutherische Casuisten, allerdings nicht von den hervorragendsten, in Ermanglung

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/281&oldid=- (Version vom 2.8.2016)