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Gestalt ein lang herabwallendes Kleid mit langen Ärmeln gewesen, welches in der Regel durch einen ungefähr handbreiten Gold- oder Purpurstreifen verziert und durch einen Gürtel dem Körper nahe gelegt wurde.[1]

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 Eine andere Anregung, die Löhe auf diesem Paramententag gab, führte er selbst bald hernach der Verwirklichung zu. Schon lange hatte er sein Augenmerk auf die Herstellung eines heil. Gefäßes gerichtet, das zur Speisung der Communicanten mit den gesegneten Broten dienen und ein würdigeres Seitenstück zu dem Kelch bilden sollte als die gar zu unbedeutend neben demselben sich ausnehmende Patene oder die allzusehr an ähnliche Gefäße des profanen Lebens erinnernden Hostiendosen oder Teller. Es bot sich dazu das alte Ciborium als Vorbild dar. Nach Löhes ansprechender Idee sollten sich Ciborium und Kelch entsprechen „wie die zwei parallelen Glieder eines Psalmverses“ und durch die angestrebte Gleichheit bei notwendiger Verschiedenheit beider Gefäße das „schriftmäßige Abendmahl unter beiden Gestalten“ auch dem Auge dargestellt werden. Demgemäß sollte der Bau des Ciboriums von der Schale an abwärts bis zum Fuß ganz dem des Kelchs entsprechend sein, die Schale selbst nach oben einwärts sich verengen, in der Mitte des Bodens aber eine Erhöhung (einen Berg) haben, um die Hostien stehend an einander reihen zu können, und das Ganze mit einem pyramidalen oder konischen Deckel, der sich leicht abnehmen ließe, überdacht werden. Einem Meister des Kunsthandwerks, dem Ciseleur Louis Scheele in Leipzig, gelang es, diese Idee Löhes in mustergültiger Weise auszuführen. Seitdem besitzt der Altar der Diakonissenkapelle wie der der Pfarrkirche von Neuendettelsau neben dem aus der gleichen Kunstwerkstatt hervorgegangenen prächtigen Kelch sein nicht minder prächtiges Ciborium.


  1. Er selbst wollte, wie Spener, nicht im schwarzen Chorrock, sondern im weißen Sterbekleide ins Grab gelegt sein.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/280&oldid=- (Version vom 1.8.2018)