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zur Überlegung, wie man diesen Zug am besten pflegen und stärken könne. Man beschloß, die gewesenen Schülerinen zu einem gemeinsamen Besuch im Mutterhause für den 2. Juli, den Tag Marien Heimsuchung, einzuladen. Der Vorschlag fand bei denselben Anklang. Der anderswo wenig beachtete, vom Diakonissenhause aber selbstverständlich immer mit festlichem Sang und Klang begangene Feiertag, der „die hochsommerliche Zeit, wie ein reicher Thau vom Himmel her das lechzende Land, erquickt“, wurde für Dettelsau nun ein Festtag besondrer Art. „Der Tag – schreibt Löhe –, an dem uns unsre gewesenen grünen und roten Schülerinen besuchen und zwar in der Absicht, die alte Verbindung zu erneuen und sich wieder auf die Grundsätze des Lebens zu besinnen, welche ihnen während ihrer hiesigen Lehr- und Lernzeit eingeprägt wurden, ist nicht allein für die Besucherinen, sondern auch für uns ein Freudentag: wir freuen uns „wie man sich freuet in der Ernte.“ Die Besucherinen haben ja ihren hiesigen Aufenthalt nicht vergessen, sie haben sich nicht so an die Welt angeschlossen, daß ihnen die Gemeinschaft mit einem ernsten christlichen Kreise widerwärtig geworden wäre; sie wollen sich aufs neue mit uns und unter einander in den gleichen Grundsätzen des Glaubens und Lebens zusammenschließen und mit ihrem Dettelsau wie mit einem Lebensmittelpunkte verbunden bleiben. Das aber ist für uns nichts anderes als Ernte unserer Saat“.

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 Es lag Löhe besonders an, diesen Heimsuchungstag für die „Töchter Dettelsaus“ geistlich fruchtbar zu machen. Es war ihm ein Leidwesen, wenn er an diesem Tage von Dettelsau abwesend sein mußte. Als er im Sommer 1863, wo ihn ein leichter Schlaganfall getroffen, zur Erholung im bayerischen Gebirge verweilte, schrieb er an seinen Stellvertreter: „Der 2. Juli ist da, der mich heimzieht. Ich werde aber bis dahin nicht zu Hause sein können. Wie leid ist mirs, daß ich nicht Heimsuchung durch Heimkehr feiern

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/265&oldid=- (Version vom 1.8.2018)