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Ständen in demselben. Ein kurzer Aufsatz Löhes im Diakonissenkalender von 1864, der über die bei Behandlung und Pflege solcher Kranken ihm maßgebenden Grundsätze sich ausspricht, mag zum Schluß dieses Abschnitts hier Mitteilung finden.

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 „Das Diakonissenhaus – schreibt Löhe – wird besonders von Geisteskranken aus der Nähe und Ferne gesucht. Schon ehe es dahier ein Diakonissenhaus gegeben hat und noch jetzt neben dem Diakonissenhaus suchten und suchen angefochtene, dämonische und geisteskranke Landleute, so Männer, wie Frauen, dahier Hilfe durch das Gebet. Entweder kommen sie persönlich, oder sie bitten brieflich oder durch einen Boten, daß für sie gebetet werde. Es wurde und wird gebetet, und aus der vielfachen Danksagung war und ist zu erkennen, daß viel Erhörung da sein muß. Bei so vielfacher Erfahrung der Hilfe erklärt sich leicht, wie bei manchen Kranken der Wunsch entstehen konnte, sich länger hier aufzuhalten und die Räume des Diakonissenhauses zum Aufenthalt zu benützen. Von Seiten des Diakonissenhauses willfahrte man nach Möglichkeit, und so ist denn die Diakonissenanstalt allmählich in weiteren Kreisen in den Ruf gekommen, ein passender Aufenthalt für Geisteskranke zu sein. Die tiefe Stille der Lage, die für Nervenkranke so heilsame frische Luft, der Organismus der Anstalt, das reiche Leben, welches bei aller Ruhe des Daseins durch das Zusammengreifen so mannigfaltiger Anstaltszwecke entsteht, die Gottesdienste und die Möglichkeit eingehender seelsorgerischer Führung machen allerdings die Diakonissenanstalt zu einem sehr geeigneten Asyl für Geisteskranke. Das von Pinel und Tuke ausgegangene No-Restraint-System, welches für die armen Geisteskranken eine neue Zeit der Hilfe eröffnet hat, will Asyle, und wer z. B. das von Dr. Brosius übersetzte Werk von John Conolli „Die Behandlung der Irren ohne mechanischen Zwang“ (Lahr 1860) durchliest und mit dem Leben der Geisteskranken in der Diakonissenanstalt vergleicht, der

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/258&oldid=- (Version vom 1.8.2018)