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es müßte wunderlich zugehen, wenn nicht nach einer, sei es auch nur fünfjährigen Erfahrung, die Gemeinden des Distrikts zu der Anerkennung gebracht würden, daß von seiten des Diakonissenhauses jene Liebe geübt werde, die nicht das Ihre sucht; eine solche Überzeugung aber müße hebend und heiligend auf die Gemeinden wirken und sei allein schon des Ungemachs wert, das die terminierenden Schwestern auf sich nehmen müßten. Andrerseits, meinte er, könne es auch den Diakonissen nur nützlich sein, wenn sie die Lebensgewohnheiten und Anschauungen des Landvolks, die Art und Weise der Verpflegung seiner Kranken, die Zustände in den Hirten- und Armenhäusern kennen lernten, wenn sie in die Hütten des Elends Trost bringen und hiedurch und namentlich auch durch die reichlich geübte Verteilung von Gebetbüchern, Traktaten und Bildern dem heil. Amt in den einzelnen Gemeinden in die Hände arbeiten dürften.

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 Um für den erwarteten Zudrang von Distriktskranken gerüstet zu sein, wurde im Jahr 1867 ein Hospital für Männer und im Jahr 1869 ein zweites für Frauen erbaut: die letzten anstaltlichen Schöpfungen Löhes, zwei stattliche, den damaligen Complex der Anstalten nach Osten zu abschließende Gebäude, von Löhe deshalb scherzend das „Ostende der Dettelsauer Diakonissenkolonie“ genannt. Nach Vollendung auch des zweiten Hauses hatte Löhe gesagt: „Unsre Häuser stehen gebaut und wir haben sie wohnlich und heimlich gemacht. Ochsen und Mastvieh sind geschlachtet, kommt, es ist alles bereit.“ „Aber,“ könnte man mit den Worten des angeklungenen Evangeliums fortfahrend sagen, „die Geladenen wollten nicht kommen.“ Nach Ablauf der fünfjährigen Probezeit wurde vom Distriktsrat der Vertrag mit dem Diakonissenhause nicht mehr erneuert.[1] Der status quo ante trat wieder ein, das


  1. Eine ähnliche Einrichtung bestand für den Distrikt Heidenheim, für den Polsingen den anstaltlichen Mittelpunkt bildete; aber auch dort wurde sie bald hinfällig.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)