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Satzes das Distriktshospital dennoch so wenig als möglich benützt werden würde. Der Landmann hat von Haus aus eine Scheu vor dem Hospital, die noch größer ist als die des Städters – eine Scheu, der jener Kranke auf die Frage der Schwestern, ob er nicht zu besserer Verpflegung ins Hospital nach Dettelsau gebracht zu werden wünschte? drastischen Ausdruck gab in den Worten: „O, nicht um tausend Gulden.“ Dazu kam, daß jene Kostenberechnung, so niedrig sie war, für bäuerliche Verhältnisse dennoch zu hoch gegriffen schien, sofern der Landmann es allerdings fertig bringt, bei der Art und Weise, wie er seine Kranken hält, mit noch weniger auszukommen. Man sah daher im Diakonissenhause bald ein, daß, wenn man der Umgegend wohlthun und die Wohlthat von derselben geschätzt haben wollte, man zum Prinzip der Freiwilligkeit seine Zuflucht nehmen müsse. So erbot sich denn die Diakonissenanstalt dem Distrikte, der 137 Ortschaften von verschiedener Größe, von der Landstadt bis zur Einöde herab, umfaßt, alle seine armen Kranken gratis zu übernehmen und sie bis zur Genesung oder zum Tode zu verpflegen, wenn dafür gestattet würde, daß die Diakonissen von Dettelsau alljährlich zweimal in allen Gemeinden des Distrikts freiwillige Gaben einsammelten, also „terminieren“ gingen. Nicht ohne anfänglichen Widerspruch (ein bäuerliches Mitglied des Distriktsrats meinte: „Bettler haben wir ohnehin genug“) wurde das Anerbieten der Diakonissenanstalt von dem Distrikt Heilsbronn angenommen, und, zunächst auf eine Probezeit von fünf Jahren, ein Vertrag mit demselben errichtet. Ein Lieblingsplan Löhes war damit der Verwirklichung nahe gekommen, von dem er sich reichen Segen für das Diakonissenhaus wie für seine weitere Umgebung versprach. Er hoffte, die auf diese Weise sich mehrenden persönlichen Berührungen würden die indolente Bevölkerung der Nachbarschaft doch dahin bringen, nach dem Diakonissenhaus und seinen Liebeswerken zu fragen. Er meinte:

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)