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in der ganzen Gegend zu machen.“ Denn im Lauf der Jahre sind aus den Reisern und Sträuchern stattliche Bäume und Bosquets geworden, die kühlenden Schatten spenden und dem Complex der Anstaltsgebäude als Rahmen dienen, aus dessen Einfassung sie sich um so wirkungsvoller abheben, gleich dem Baum, der (mit Löhes Worten zu reden) seine goldenen Früchte auch nicht an kahlen Zweigen, sondern im verhüllenden Schmuck seiner Blätter darbietet.

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 Gerne hätte Löhe auch für das dem Blödsinn so nah verwandte und so oft mit ihm verbundene Elend der Epileptischen durch Gründung eines eigenen Epileptischenhauses in zweckmäßiger Weise gesorgt. An Epileptischen zwar hat es dem Diakonissenhause von Anfang nicht gemangelt, und zu den Insassen der Blödenanstalt stellten sie ein so bedeutendes Kontingent, daß dieselbe sich ganz wol „Anstalt für Blöde und Epileptische“ hätte nennen können. Löhe hatte auch für diese Leidenden ein besonderes Mitgefühl, hatte er doch als Kind bei einer seiner Schwestern dies Leiden in seiner fürchterlichsten Gestalt kennen gelernt. An eine Heilbarkeit des Übels hatte er allerdings nie gedacht, aber es schien ihm Lohns genug, wenn nur „unter treuer Pflege die Anfälle der Kranken sich verringerten oder verminderten, und ihr Geist und Sinn ergebener und fröhlicher würde“. Dies schien ihm aber am ersten auf dem Weg selbständiger Führung und Pflege der Epileptischen in besonderen Anstalten erreichbar. Indes noch seufzte die Blödenanstalt, von der das Epileptischenhaus hätte abgezweigt werden müßen, unter der Last ihrer Bauschulden.[1] Man scheute sich, dieselben aufs neue zu vermehren ohne Aussicht auf neue Hilfsquellen. Dem ohnehin nicht großen Kreis der Freunde und


  1. Die landeskirchliche Kollekte für die Blödenanstalt, die seitdem in dankenswerter Weise immer aufs neue wieder gewährt worden ist, war um diese Zeit zwar als einmalige bereits bewilligt worden, man hatte aber damals noch nicht den Mut, noch die sichere Hoffnung auf Gewährung einer zweiten Bitte.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)