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Rittergut Polsingen gekauft, und die Räume des von ihm nicht benutzten herrschaftlichen Schlosses boten den männlichen Blöden erwünschte Unterkunft. Kein Wunder, daß Löhe ein besondres Wohlgefallen an Polsingen hatte und dem Gedeihen der dortigen Anstalten mit einem durch die Teilnahme an dem Gelingen des Sohnes noch erhöhten Interesse zusah. Dazu gaben geschichtliche Erinnerungen der ganzen Gegend, die auch landschaftlichen Reizes nicht ermangelt, in seinen Augen noch eine besondere Weihe. In der That ist die ganze Umgegend des Hahnenkamms geschichtlicher Boden. Dort erinnert noch mancherlei an die germanische Heidenzeit und die Menschenopfer der Druiden oder auch an die Römerherschaft während der ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung. Aber auch heilige Erinnerungen aus kirchengeschichtlicher Vergangenheit wachen dort auf. „Auf den feierlich stillen Höhen – sagt Löhe – kann einem werden, wie wenn man die Füße der Boten Gottes von Heidenheim (Wunibald, Willibalds Bruder) rauschen oder die Füße der heil. Walpurgis durchs Dickicht nach Hohentrüdingen eilen hörte“ (wo sie eine wunderbare Heilung durchs Gebet vollbracht haben soll). Dieses Land reicher Erinnerungen, wo Willibald, Wunibald und die Seinigen predigten und Walpurgis Diakonissin war, freute sich Löhe „aufs neue einnehmen und mit Bächen der Barmherzigkeit bewässern zu dürfen“. Auch die Blödenanstalt in Polsingen füllte sich rasch und kann schon seit Jahren dem sich steigernden Bedürfnis nicht genügen, so daß das Diakonissenhaus an Errichtung eines neuen Blödenfilials ernstlich denken muß. Doch gehört Näheres über diesen neuen Vergrößerungsplan nicht mehr in den Rahmen dieser Lebensbeschreibung, wol aber werden einige Mitteilungen darüber, wie Löhe über den Blödsinn, diese rätselhafte Krankheitserscheinung des Seelenlebens, seine Behandlung, seine Heilbarkeit etc. dachte, nicht unerwünscht sein. Bemerkenswert erscheint hier vor allem die

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)