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bei dem Mangel eines Betriebskapitals und bei der Nötigung, der Anstalt bequem gelegene Grundstücke auch zu teuren Preisen zu kaufen, nur um sie nicht in die Hände unbequemer Nachbarn fallen oder den Raum zur eignen Ausdehnung sich schmälern lassen zu müßen, konnte man nicht hoffen, aus dem Betrieb der Landwirtschaft großen Nutzen zu ziehen. Ja, geraume Zeit hindurch empfand man sie wie eine Art notwendiges Übel, und doch war sie nicht zu entbehren, wenn man sich in Bezug auf den täglichen Milchbedarf und das Fuhrwesen nicht in völlige Abhängigkeit von der Dorfbewohnerschaft begeben wollte. Bezeichnend ist es, daß für den Entschluß die Ökonomie, sei es auch mit „einigem zeitlichen Nachteil“, zu halten, auch ein Barmherzigkeitsgrund maßgebend war, die Rücksicht nämlich auf gemütskranke Landleute, die in jener Zeit nicht selten geistleibliche Pflege in Dettelsau suchten, und denen man auf diese Weise die ihnen zuträglichste Beschäftigung im Freien zu verschaffen wünschte.

 Allmählich gieng es doch, wenn auch unter großer Mühsal vorwärts; es entstanden nach und nach die nötigen Wirtschaftsgebäude, unter anderm im Jahr 1862 ein stattlicher Stall, der Löhes damaligen Vikar, den sel. Dr. Weber, zu dem Ausspruch bewog: in Neuendettelsau wohnten die Kühe schöner als die Menschen. Langsam, aber stätig wuchs auch das Eigentum der Diakonissenanstalt an Grund und Boden, und gegenwärtig ist nächst der Gutsherrschaft die Diakonissenanstalt die größte Grundbesitzerin in Neuendettelsau. Auch rentiert sich jetzt ihr landwirtschaftlicher Betrieb.

 Ähnliche Nöte hatte und verursachte auch der große Anstaltsgarten, der im Jahr 1859 angelegt wurde. Dettelsau besaß damals überhaupt nur einen einzigen nennenswerten Garten, den Freiherrlich v. Eyb’schen Schloßgarten, der zuweilen, namentlich in der Zeit der Blumen und des Obstes, von den Bewohnerinen des

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/230&oldid=- (Version vom 1.8.2018)