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Hilfe zu bringen, sich mit einer kleinen Linderung des Übels begnügen. Wie aber der ewige Vater, da Er mit der Sünde auch die Folgen der Sünde, das Übel, in der Welt aufheben wollte, nur Ein Mittel wußte, die Liebe, die den Eingebornen in die Krippe, ja ans Kreuz hinan brachte, so können auch die, welche an ihrem Teil die Übel des Lebens lindern und seine Mängel ausfüllen wollen, dies nicht anders als durch Liebe. Liebe also bedürfen die Dienerinen Jesu etc.

 Bei einer andern Aussegnung war Luc. 10, 38–42 der der Ansprache zu Grunde gelegte Text. Martha wurde hingestellt als Vorbild derjenigen Frauen, die in einem thätigen Leben mit Werken der Liebe dem HErrn dienen, Maria dagegen als Vorbild derer, die abgezogen von den irdischen Geschäften, allein das ewige Ziel im Auge, der Betrachtung göttlicher Dinge und der Pflege des inneren Lebens sich widmen. Nun sei ohne Zweifel Mariens Teil, wenn nur zwischen ihm und dem Marthas zu wählen wäre, das vorzüglichere – nach dem Urteil des HErrn selbst; aber eben so wahr sei es, daß im Grunde jede der beiden Schwestern eine Einseitigkeit darstelle. Höhere Vollkommenheit weiblichen Lebens erscheine in Maria, der Gottesmutter, die ihrem Sohne und Erlöser gedient habe von seiner Jugend an, dazu dem Pflegevater Joseph, und die doch dabei zugleich gewesen sei eine Herzogin des inwendigen Lebens, von der gerühmt werde, daß sie alle zu ihr geredeten Gottesworte behalten und in ihrem Herzen bewegt habe. Darum sei der Diakonissin zu wünschen, daß sie Maria-Martha sei und und heiße, keine Einseitigkeit pflege, sondern die Harmonie der Seele, das rechte Gleichgewicht des beschaulichen und des thätigen Lebens herzustellen versuche etc.

 Eine auf den Tag der h. Olympias fallende Schwesterneinsegnung veranlaßte Löhe, das Bild dieser größten Diakonissin der morgenländischen Kirche zur Betrachtung und Nachfolge vorzustellen.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)