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Gemeinde ihren Armen gab und schämte sich dessen nicht.“ So muß auch die Dienerin Christi ihr Eigenes lassen, die irdischen Wünsche und Hoffnungen aufgeben, wenn sie des HErrn Ziel verfolgen will. So wie sie mit einem Auge nach der Welt schielt, von einem irdischen Hoffnungsstrahl sich blenden läßt, so verliert sie auf der Stelle die Heiterkeit der Seele, die Liebe zum Beruf, die Freudigkeit, dem ewigen Bräutigam zu dienen. Eine nicht geringere Gefahr aber als das Liebäugeln mit der Welt, eine Gefahr, die gerade denen droht, welche die irdischen Hoffnungen aufgegeben haben, ist das Streben nach Ehre, nach Anerkennung bei den Heiligen, unter denen die Dienerin Christi doch wandeln sollte in magdlicher Stille. „Such nur die Ehre, so hast du die Welt gelassen und den Teufel (dafür) eingenommen, und so viel der Teufel schlimmer ist als die Welt, ist dieses zweite Übel schlimmer als das erste. Es ist das Glück einer Diakonissin, wenn der HErr sie zu seinen Kleinen und Geringen stellt und in den Thälern der Menschheit gehen läßt. Über der Laufbahn der Diakonissin muß das Wort geschrieben stehen: „Unser Leben ist verborgen mit Christo in Gott“, und ihr Gebet muß sein: „HErr, mein Gott, wenn meine Seele nicht zerbrochen ist, wenn in mir noch etwas anderes lebt als das Misfallen an mir und die Lust an Dir, so laß von diesem Augenblick an Deinen Geist nicht ruhen, bis ich zerbrochen bin und mein Geist und eigener Wille zu Deinen Füßen liegt; dann werde ich Dir dienen in Deiner Stärke, denn wenn ich schwach bin, bin ich stark. Dir, HErr, will ich dienen, in Deinen Heiligen Dir dienen, Ein Ziel will ich haben; ich will sein wie das brennende Licht, das sich selber verzehrt, indem es anderen dient, und in diesem heilsamen Scheinen für die Elenden, Armen und Kleinen will ich mich verzehren, ohne etwas anderes zu wollen als daß Du, wenn meine Zeit kommt, mich aufnehmest in Deinen Freudenhimmel. Meine

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)