Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/223

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

jene Ruhe und innere Sabbathsstille deute, die das Geheimnis aller Kraftentfaltung und Einwirkung auf andre sei.

 Einer am Vorabend des Michaelistags eingesegneten, zur Privatpflege bestimmten Diakonissin wurde gesagt: „So etwas Herrliches die dienende Liebe der Frauen an Krankenbetten ist, so geht doch der Beruf der Diakonissin in der leiblichen Pflege nicht auf; ihr Verlangen muß sein, durch ihren Wandel ohne Wort auch die Seelen derer zu gewinnen, denen sie leiblich dient. Betrachte dich als eine Schwester der Engel, die ausgesandt sind zum Dienste derer, die ererben sollen die Seligkeit.“

 Aus einer anderen Ansprache, welche an die Berufung Petri (Joh. 21) des von Löhe am meisten verehrten und geliebten Apostels, anknüpfte, teilen wir das Folgende mit. „Das „Weide meine Schafe“ wurde von dem HErrn seinem Diener unter für diesen sehr demütigenden Umständen gesagt. Unter dem Bekenntnis großer, schwerer Sünde und unter Reuethränen ward ihm sein Beruf. Daraus lernen wir: Erst muß dem Menschen sein Herz gebrochen sein, erst muß sein Fürwitz zu nichte worden sein, es muß, wie Luther sagt, zu einem Untergang mit ihm gekommen sein, eher kann ihn der HErr nicht brauchen.“ Außer diesem großen Grundgesetz für alle die ins Reich Gottes kommen oder auch einen besonderen Beruf in demselben übernehmen wollen, wurde aus der Geschichte der Berufung Petri noch ein zweiter, speziell für Diakonissen wichtiger Grundsatz abgeleitet. „Nachdem der HErr auferstanden war (während der 40 Tage), gieng Petrus wieder an sein voriges Geschäft zum Fischen (Joh. 21, 3), nach Pfingsten aber nicht mehr. Das Weib, das er hatte, die Kinder, die ihm Gott gegeben, behielt er, aber der vorige Beruf wurde ihm genommen, die Sorge für das Irdische hörte nun auf, nicht mehr von der Hand zum Mund, sondern (so zu sagen) vom Altar zum Mund lebte er. Er trat in die Versorgung ein, die die

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)