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Die Einsegnung der Diakonissen.


 Eine eigentliche Einsegnung der Schwestern fand in den ersten Jahren des Diakonissenhauses nicht statt, wie man denn auch damals für das, was man an deren Stelle setzte, den Ausdruck „Aussegnung“ gebrauchte. Zwar erkannte Löhe an, daß der Diakonissin von Rechtswegen bei ihrem Eintritt ins Amt eine Art Weihe oder Ordination zukäme, aber er sagte sich auch, daß die Voraussetzung hiefür: die Anerkennung des Diakonissentums als eines kirchlichen Amtes hingefallen sei, daß mithin unter den gegenwärtigen Umständen an Stelle der Ordination der Diakonissin nur die viel bescheidenere Feier einer Einsegnung = Aussegnung treten könne. Auch von dieser Feier hegte Löhe namentlich im Anfang höchst nüchterne, sentimentaler Überschwänglichkeit völlig freie Anschauungen. Die Aussegnung war ihm nicht mehr als die unter den Segenswünschen des Hauses erfolgende feierliche Entlassung der in ihren ersten Beruf eintretenden Diakonissin, zugleich ein Zeugnis von der Würdigkeit und Fähigkeit derselben für ihren Beruf. Die Oberin mit ihren Schwestern legte der Auszusegnenden die Hände auf, der Seelsorger des Diakonissenhauses beteiligte sich bei der Handlung nur durch eine Ansprache und Erteilung des Segens am Schluß der Feier, um dadurch „der ganzen Handlung den Stempel der Kirchlichkeit aufzudrücken“ (wie es in einem Aufsatz in Nr. 12 des Corr. Bl. von 1855 heißt). Die Feier selbst wird ebenda folgendermaßen beschrieben: „Die Auszusegnende hat ihren Platz unter der als Kronleuchter dienenden Dornenkrone, die von der Mitte des großen an der Decke befindlichen Kreuzes herabhängt, anzudeuten, daß sie bereit ist das Kreuz auf sich zu nehmen und die dornenvolle Bahn der Nachfolge Jesu in Ausübung ihres schweren Berufs zu gehen. Sie ist gegen den Altar zu gewendet, dessen goldener siebenarmiger Leuchter ihr die Gegenwart des HErrn

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)