Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/216

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zeit und darum könne es auch keine Gemeindediakonissen mehr geben wie in der ersten Zeit. Bei der heutigen Verderbnis der Massenkirchen müße alles Gute aus dem freien Willen einer christlich angeregten Schaar hervorgehen und von ihr ins Leben gesetzt werden, und so sei auch die Diakonie unsrer Tage Sache des freien Willens und des freiwilligen Zusammenschlusses derjenigen, die Gott dazu angeregt und erweckt habe. Damit sei aber von selbst die Form der Genossenschaft, der Brüder- und Schwesternschaft gegeben, die, überhaupt kein Zeichen einer toten Kirche, heutzutage gerade die Trägerin des kirchlichen Lebens sei. Im Zusammenhang dieser Gedanken nannte Löhe das jetzige Diakonissentum gern „den Orden vom Hause Stephana“, von welchem es 1 Cor. 16, 15 heißt: „sie hätten sich selbst verordnet zum Dienst (εἰς διακονίαν) der Heiligen.“ Mit dieser Änderung der Anschauungen war es gegeben, daß man für die Diakonissin anstatt des unpassenden „Fräulein“ den Namen „Schwester“ adoptierte, ferner daß man die Diakonissen, die an demselben Ort oder in derselben Gegend dienten, zu „Kapiteln“ d. h. zu regelmäßigen Zusammenkünften vereinigte, in denen sich dieselben durch gemeinsames Gebet und Lesen des göttlichen Worts, durch gegenseitige Ermahnung und Seelsorge in der Treue des Wandels und der Berufsführung und im Bewußtsein der Gemeinschaft stärken sollten. Gleichem Zweck sollte auch das im Jahr 1858 gegründete „Correspondenzblatt der Diakonissen“ dienen, durch welches man den Zusammenhang der Schwestern unter einander und mit dem Mutterhause lebendig zu erhalten suchte. Das Blatt, welches Heuer zum 34. Mal erscheint, enthält namentlich in seinen ersten Jahrgängen aus Löhes Hand eine Reihe wichtiger Aufsätze über die Diakonissensache, welche noch heute die Grundlage des Diakonissenunterrichts bilden.

.

 Der Aufgabe, in den Gedanken der Genossenschaft sich ein- und mit den Gliedern derselben sich zusammenzuleben sollte auch der

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)