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Mutterhaus, das ihnen das Bewußtsein einer Heimat, Halt und Anlehnung bei ihrer einsamen Stellung in der Welt und eine Zufluchtsstätte für Tage der Krankheit und des Alters, überhaupt einen Ersatz für das verlassene Vaterhaus böte. Aber auch die leitenden Persönlichkeiten erkannten die Notwendigkeit eines innigen Zusammenhangs der Diakonissen unter einander und mit ihrem Mutterhause immer deutlicher. Schon im vierten Jahresbericht vom Jahr 1857 heißt es: „Nichts wurde uns im Fortgang des Werks klarer, als daß die innere und äußere Tüchtigkeit der Diakonissin von dem Zusammenhang mit der ganzen Schwesternschaft abhängt, die sich dem Dienst Christi in seinen Elenden nach einerlei Grundsätzen ergeben hat.“ „Gibt sie den engen Verband mit dem Mutterhaus und ihres Gleichen auf, so vergißt sie die ihr dort eingeprägten Gedanken, verliert die hohe Ansicht von ihrem Beruf und sinkt allmählich zur Lohndienerin herunter und zum Weltkind.“ Und in einem um etliche Jahre späteren Jahresbericht heißt es: „Die Aufgabe, welche das Diakonissenhaus als Mutterhaus hat, tritt immer mehr hervor und wird allmählich die überwiegende werden. Da die Kirche und Gemeinde als solche keine Diakonissen mehr hat, so kann die einzelne Dienerin des HErrn Jesus nur durch ihre Stellung zum Mutterhause, den Vorstehern, der ganzen Familie oder Genossenschaft vor dem herabziehenden Einfluß des Einzelberufs bewahrt bleiben und nur durch die Einfügung in ein Ganzes die Einseitigkeit des Lebens vermeiden, welche der weibliche Einzelberuf bei ledigen Schwestern so gerne zur Folge hat.“ Und so ließ man denn die anfängliche Scheu vor Anlehnung an die antike Form des Genossenschaftslebens fahren und fand sich darein, in der Diakonissin des 19. Jahrhunderts „ein protestantisches Nachbild der römisch-katholischen barmherzigen Schwester“ zu sehen. (Löhe, Von der Barmherzigkeit S. 164). Es gebe nun einmal – sagte Löhe (ebenda) – keine Gemeinden mehr wie in der ersten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)