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ein Dienst und Verdienst der Reformation, auch wenn sie der reinen Lehre nicht alsbald das praktische Leben und den Glanz der Werke der Barmherzigkeit habe folgen lassen. „Es giebt eben Dinge, die noch größer sind als das menschliche Leben, nämlich die Ordnung des Heils, und der Weg zum ewigen Leben. Da konnte es denn wol sein, daß über dem großen und hohen Zweck der minder große und hohe in den Schatten zurücktrat, wenn auch nur für eine Weile, und daß, bis der Weg nach Jerusalem das droben ist, wieder klar wurde, die Wege, auf denen der barmherzige Samariter auf Erden segenbringend wandeln soll, ein wenig rauh und dunkel wurden. (Löhe: von der Barmherzigkeit.) Inzwischen sei dieser Mangel der lutherischen Kirche aber längst erstattet, und es gediehen in ihr zu des HErrn Preis viel edle Früchte der Barmherzigkeit – wie auch in den andern christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Denn es sei ja eine Wahrnehmung, die jedem, der die nötige Kenntnis der Dinge habe, sich aufdränge: „daß die Übung und die Werke der Barmherzigkeit auf allen Gebieten der Kirche, in all ihren Konfessionen gesegnet ist, und der HErr sich zu allen bekennt, die seiner heiligen Aufgabe nach dem Maße ihrer Erkenntnis folgen.“ Eben deshalb solle und könne man auch von andern Konfessionen in diesem Stück lernen, insonderheit zieme das den Gliedern der wahren Kirche, die von dem englischen Christen lernen könne, daß es der Anfang aller rechten Barmherzigkeit sei, den Armen wieder für das Wort zu gewinnen; von dem römischen Christen, welcher Segen und welche Bürgschaft für die Rettung des Armen im Anschluß an die Kirche liege; von beiden, daß die Armenpflege die Seele fassen müsse, aber auch den Leib nicht verwahrlosen dürfe, daß vielmehr beide von der Hand der Barmherzigkeit gesucht werden müßten, wenn eins von beiden zu rechtem Wohlsein gelangen solle etc. etc.

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 Das waren nun allerdings Vorträge, die Löhe selber hielt,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)