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Begabung, doch für die Lieblichkeit, und die bei aller Einfachheit dennoch reiche Mannigfaltigkeit der Psalmentöne ein Ohr hatte – gewiß haben Davids Psalmen von Anfang an die ganze Musik des Diakonissenhauses geheiligt.“

 Doch nicht blos der Bildung der Diakonissenschülerinen, sondern auch der Fortbildung der Diakonissen wendete Löhe Fleiß und Fürsorge zu. Die gesamte Regelung des in Dettelsau so wol geordneten Rechnungs- und Inventarwesens ist sein Werk, und er ließ sich keine Mühe verdrießen, die Schwestern in die Kunst des Rechnens und Inventarisierens, die Lehre vom Voranschlag etc. einzuweihen, um sie zur Tüchtigkeit in diesen Dingen heranzubilden. Eine Zeit lang lag die Geschäftsführung des Diakonissenhauses in der Hand eines Rechners, (des sel. Direktors Alt), eine bequeme Einrichtung für die Schwestern, die aber freilich auf diese Weise weder Einsicht in die Verwaltung und Rechnungsführung, noch Übung darin gewannen. Deshalb wurde nach kurzer Zeit eine neue Ordnung der Dinge eingeführt, indem nämlich nunmehr jede Schwester, die irgend einem Zweig der Verwaltung Vorstand, mit der Führung ihrer eigenen Kasse betraut wurde. Durch diese Maßregel wurde jeder einzelnen Schwester ein Interesse an ihrer Kasse, an der Erschließung von Einnahmequellen für dieselbe, ein Sinn für haushälterische Sparsamkeit und ein Gefühl der Verantwortung eingeflößt, wie es naturgemäß nicht vorhanden sein konnte, so lange aus dem Ganzen und Vollen gewirtschaftet wurde und alle Sorge für Beschaffung, sowie alle Rechenschaft für Verwendung der Mittel einem einzigen Manne überlassen war. Auf diesem Wege erwarben sich die Diakonissen von Neuendettelsau die oft an ihnen gerühmte Tüchtigkeit im Verwaltungsfach und in der Leitung der äußeren Angelegenheiten der ihnen anvertrauten Stationen.

 Eine eigentümliche Blüte des im Diakonissenhause von Löhe geweckten geistigen Lebens und Strebens waren die sog. akademischen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)