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und die immer sich steigernde Nachfrage nach Diakonissen, die Strenge des Grundsatzes erheblich zu ermäßigen; im Blick aber auf die 6–7 ersten Jahre der Diakonissenanstalt konnte Löhe mit Recht die theoretische Ausbildung der Diakonissen „den leuchtenden Punkt des Neuendettelsauer Diakonissenhauses“ nennen. Freilich hatte Gott auch dem Diakonissenhause als seine ersten Schülerinen eine Anzahl von Jungfrauen zugeführt, die mit einander eine Vereinigung von Gaben darstellten, wie sie in so reicher Mannigfaltigkeit selten sich zusammenfinden dürften. Namentlich für Unterricht, Musik und Gesang, sowie kirchliche Kunst (Paramentik), aber auch für Organisation und Leitung von Anstalten besaß das Diakonissenhaus von Anfang an bedeutende Kräfte. Diese ersten Schwestern giengen nicht blos mit Verständnis, sondern mit Begeisterung auf Löhes Gedanken ein, und vermochten auch, was sie von ihm an Belehrung und Anregung empfiengen, ihren Nachfolgerinen in der Diakonissenschule mitzuteilen und auf sie überzutragen. Da Löhe der Überzeugung war, daß Diakonissenbildung und echt weibliche Bildung im Wesentlichen zusammenfallen, so mochte er zwischen den Jungfrauen, die nur zu ihrer eigenen Ausbildung den Unterricht im Diakonissenhause genießen wollten, und den eigentlichen Diakonissenschülerinen keine strenge Scheidung durchführen, vielmehr war in den ersten Jahren die Grenze zwischen der sog. grünen, und der sog. blauen, d. h. Diakonissenschule eine fließende. Mußte hierin auch später eine Änderung eintreten, so hatte doch die Diakonissenschule von dieser Verbindung den Gewinn, daß ihr Lehrplan ein reichhaltigerer und vielseitigerer, der Gesichtskreis der Schülerinen ein weiterer, und der Unterricht selbst vor der Gefahr bewahrt wurde, zu einer Abrichtung für den speziellen Beruf herabzusinken.

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 Der Unterricht der Diakonissenschülerinen hatte als doppeltes Ziel: die Vervollständigung und Hebung der allgemeinen, und die

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)