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demselben die Notwendigkeit und der Segen des jungfräulichen Standes offenbar geworden ist. Man ist nun wol doch behutsamer geworden, die Verzichtleistung auf erlaubten Weltgebrauch und Genuß, jeden abseits von der gewohnten Heerstraße verlaufenden Lebensweg, sofort zum „selbsterwählten Weg“ zu stempeln. An den Erfahrungen des Diakonissentums und ihren Erfahrungen mit demselben wird sich die luth. Kirche ein durch Thatsachen begründetes Urteil darüber bilden können, ob die Matth. 19 und 1 Cor. 7 etc. unleugbar gegebenen Ratschläge in der luth. Christenheit unanwendbare Lebensformen, und ob die aus ihnen hervorgehenden Bestrebungen prinzipiell oder nur in ihrer römischen Ausartung mit dem evangelischen Glaubensbewußtsein unvereinbar sind. Vielleicht wird dann ein milderes Urteil über die Rosenmonate gefällt werden als es vor 30 Jahren bei ihrem Erscheinen geschah und teilweise noch heute geschieht, wie wenn z. B. auch Dr. v. Stählin in den Rosenmonaten eine Verherrlichung „einer in der Kirche früh aufgekommenen Werk- und Entsagungslehre“ sieht, welche „mit protestantischer Grundanschauung sich prinzipiell und auf die Dauer nicht verträgt.“




Bildung und Fortbildung der Diakonissen.


 Auf die theoretische Bildung der Diakonissen wurde in Neuendettelsau von Anfang an großes Gewicht gelegt. Man wollte das Misverhältnis zwischen theoretischer und praktischer Bildung der Schwestern, über welches in so vielen Diakonissenhäusern geseufzt wird, mit allem Ernst vermeiden, damit nicht (wie es in einem Jahresbericht heißt) „am Ende unsere Diakonissen nur eine besondere Art von eingeübten Mägden mit besonderen Prätensionen würden.“ Später nötigte ja freilich das immer wachsende Bedürfnis

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)