Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/193

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

meinem Gott und HErrn zu gehorchen und seinen heiligen Willen zu vollziehen. Aber aus der Lehre von der Aufgebung des eignen Willens und fröhlicher Erfüllung des göttlichen Willens folgt auch die Lehre vom Gehorsam auch gegen jede menschliche Ordnung und gegen den Willen der Vorgesetzten bis an die Grenze, welche der Apostel mit den Worten bezeichnet: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Es ist jede Willensäußerung der Vorgesetzten in so lange als Gottes Wille anzusehen als der Wille der Vorgesetzten dem Willen Gottes nicht widerspricht.“ Er selbst hielt seine Diakonissen frei. Trotz seiner wol auch einmal hervorbrechenden imperatorischen Anlage pflegte er seinen Willen nicht in gebieterischer Form aufzulegen, sondern suchte auf dem Weg freier Verständigung die Zustimmung derer zu gewinnen, die seine Aufträge ausführen sollten, so daß man den Eindruck hatte, man thue nicht sowol Befohlenes als gemeinsam mit ihm Verabredetes. Darum konnte er auch die ideale Forderung an seine Diakonissen richten: „Ergebt euch zu einem Gehorsam, der eure Gebieter beschämt, daß sie nur mit Scheu euch zu gebieten wagen, der sie einlädt, selber Knechte der Knechte und Mägde zu werden. So muß euer Gehorsam strahlen, daß man es für die größte Verantwortung halten muß, euch zu gebieten.“

 Gerade in der freudigen Übung dieses Gehorsams sah Löhe mit Recht eine Schule der christlich-sittlichen Vollendung der Diakonissin. „Eine rechte Diakonissin – sagt er – tötet alle Tage in ihrem Eigenwillen den alten Adam und erweckt den neuen Menschen, indem sie Gehorsam leistet. Jede Bindung des Eigenwillens ist eine Einladung zur wahren Freiheit, und durch Aufgebung des eignen Willens und Eingehen in den untadeligen Willen der Vorgesetzten reift der Mensch zu jener seligen Willensstärke, für welche die dritte Bitte eine Lust ist und zu einem Lobgesang wird.“

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/193&oldid=- (Version vom 1.8.2018)