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Solcher Art waren wol auch jene andern, Röm. 16 mit Auszeichnung genannten Frauen, eine Maria und Persis, eine Tryphäna und Tryphosa, denen der Apostel ihre – sehr im Gegensatz zu ihren auf Üppigkeit und Verzärtelung hindeutenden Namen stehende – hingebende Liebesthätigkeit (κοπιᾶν) nachrühmt. Solche Dienerinen der Gemeinden waren ohne Zweifel auch die Witwen, von denen 1 Tim. 5, 3–16 die Rede ist, eine Stelle, die seit uralten Zeiten auf das Diakonissenamt bezogen worden ist.[1]

 Löhe sagte sich ohne Zweifel, daß für solche Gedanken die Zeit ebenso wenig reif sei, als die Personen, welche an die Stelle jener Gemeindediakonissen des Altertums einrücken sollten. So blieb denn auch für ihn als eigentlicher Kern des Diakonissenberufs: der Dienst der Barmherzigkeit im weitesten Sinn des Worts, der Dienst der Elenden, Armen, Kranken, Gefangenen, die Pflege, Unterweisung und Erziehung der Kinder, kurz eine immerhin reiche Mannigfaltigkeit von Diakonissenwerken, von den niedrigsten Hausgeschäften bis zu den edelsten Frauenwerken. Denn so weit dachte er sich den Umfang des Diakonissenberufs, daß er nichts, was überhaupt auf dem Gebiet des weiblichen Berufs mit Ausnahme der Ehe liegt, von demselben ausgeschlossen sehen wollte. Er forderte von der Diakonissin, daß sie keines dieser Frauen- oder Mägdewerke für sich als zu gering, oder sich dazu für zu gut halte, und daß sie womöglich jedem derselben gewachsen sei.

 Wenn ich ein Maler wäre – schrieb er einmal – so malte ich die Diakonissin wie sie sein soll, in ihren verschiedenen Lebenslagen und Arbeiten. Es gäbe eine ganze Reihe von Bildern.


  1. Es sind ja nicht viele Stellen des N. T., die von Diakonissen und Diakonissentum handeln. „Aber – sagt Löhe schön – die Diakonissin steht eben in der Bibel, wie im Garten das bescheidene Veilchen, kenntlich durch seinen Geruch, lieblich vor Gott und Menschen, in einer Verborgenheit, die Gott selbst gewollt hat.“
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/181&oldid=- (Version vom 1.8.2018)