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Sechstes Kapitel.

Die innere Entwicklung der Diakonissenanstalt, Idee des Diakonissentums und Diakonissenideal nach Löhes Anschauung.


 Von Anfang an betrachtete Löhe den Beruf der Gemeindediakonissin (nicht nach dem jetzigen Sprachgebrauch, sondern) im biblischen und altertümlichen Sinne, als höchstes und letztes Ziel alles Diakonissentums. Schon in dem Jahresbericht von 1856 heißt es: „Die Diakonissin sollte unserer Meinung nach eigentlich Gemeindedienerin sein, eine geistliche Person unter den Frauen.“ „Was ließe sich auch Herrlicheres denken, als neben und unter einem Pastor die Seelsorge und geistliche Beratung des weiblichen Geschlechtes auszuüben, und in der Würde und Arbeit jener heiligen Witwen[1] zu stehen, von denen das Altertum redet?“ „Solcher Art war jene Phöbe (Röm. 16, 1), die Trägerin und Überbringerin des größten aller paulinischen Briefe nach Rom, die Diakonissin der Gemeinde in Kenchreä, die strahlend, wie der Mond (Phöbe heißt Mond) aus der apostolischen Zeit herüberleuchtet in die Gegenwart und wie eine Herzogin vor den Diakonissen einhergeht.“


  1. Die Geschäfte dieser im Dienst der Gemeinde stehenden Witwen waren z. T. geistlicher Natur. Es lag ihnen die Pflege der Armen und Kranken ob, der Katechumenenunterricht bei dem weiblichen Geschlecht, die Seelsorge der Frauen, Dienstleistungen bei der Taufe weiblicher Personen, Besuch der Gefangenen, Confessoren und Märtyrer, eine gewisse Aufsicht über die Sitten des weiblichen Teils der Gemeinde etc.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)