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aufgenommen gewesen zu sein ihm zufiel: die Pflege von Schwachsinnigen und Blöden. Gott hatte es so gefügt, daß die Diakonissenanstalt gleich bei ihrem Entstehen etliche blödsinnige Kinder als beneficium inventarii mit übernehmen mußte. So kam es, daß „die Blödenpflege mit das erste Liebeswerk war, an dem die Diakonissen von Neuendettelsau sich mühten.“ Andere Aufgaben und Thätigkeiten schlossen sich dieser ursprünglichen an und die Arbeit des Diakonissenhauses mehrte sich zusehends; Jahr um Jahr trieb der jugendkräftige Stamm neue Sprossen, so daß allmählich eine ganze Reihe von Zweiganstalten um das Mutterhaus her erblühte. Es ist ein charakteristischer Ausdruck, wenn die Schrift das Frühjahr bezeichnet als „die Zeit, da die Könige auszuziehen pflegen“ als die Zeit, wo die kriegerischen Operationen, denen der Winter Stillstand geboten hatte, mit neuer Energie wieder aufgenommen werden. So war es in Dettelsau die Lichtmeßzeit, „die liebe, lichte Zeit, da der Winter sich zum Abschied neigt, um von dem jungen Frühling abgelöst zu werden.“ Da pflegte man sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit im engeren Freundeskreise zu versammeln und den friedlichen Feldzugsplan für das im Anfang seines Laufes befindliche Jahr zu beraten, um dann mit neu erwachter Unternehmungslust und Schaffensfreudigkeit an die Ausführung der gefaßten Entschlüsse zu gehen. Die Schilderung dieses äußeren Wachstums des Diakonissenwerks bleibe späteren Kapiteln vorbehalten. Das nächste Kapitel mag ein Versuch sein, die innere Entwicklung der Diakonissenanstalt darzustellen.




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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/179&oldid=- (Version vom 1.8.2018)