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seines Vaters bereitet. Er lebte von der Wohlthat der Frauen, die ihm folgten, er hungerte in der Wüste und dürstete am Kreuze, aber er speiste doch barmherzig 5000 Mann und 4000 mit der Speise der Notdurft und tränkte die Hochzeitleute von Kana mit Freudenwein. Er machte die Blinden sehend, die Tauben hörend, die Sprachlosen redend, den Lahmen gab er gesunde Glieder, die mit Krankheit und Seuchen behaftet waren, heilte er; die Toten weckte er auf; und unter allen seinen Wundern ist nur eines, das man versucht sein könnte, mehr ein Wunder der Gerechtigkeit als der Barmherzigkeit zu nennen. Er war ein Tröster der Witwen, der Witwe von Nain und der Witwe unter dem Kreuz, ein Tröster der Gefangenen, des gefangenen Täufers Johannes, ein Seelsorger der Sterbenden, sogar im eigenen Sterben, denn er führte den sterbenden Schächer zum Paradies. St. Petrus faßt seinen ganzen Lebenslauf zusammen in die Worte: „Er ist umhergegangen und hat wohlgethan,“ d. i. Barmherzigkeit erwiesen. Und ist sein Leben nichts anderes als eitel Barmherzigkeit, welch einen Ruhm und Preis der Barmherzigkeit soll man alsdann seinem Tode geben und seiner Auferstehung und seinem Leben in der Majestät, sintemal er sein Leben gegeben hat zu einer Erlösung für viele, um unsrer Gerechtigkeit willen auferstanden ist und im ewigen Heiligtum immerdar lebt und für uns bittet? Darum wir auch ohne Ende zu ihm rufen und schreien: Kyrie eleison.

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 Seinen heiligen Aposteln verhieß der Herr, daß sie dieselbigen Wunder der Barmherzigkeit auch thun sollten; ja er verhieß ihnen größere dazu. Darum gingen sie auch hinaus, zwar in Armut, wie er selber, aber auch in demselben Reichtum, wie ihr Herr. Allenthalben und unter allen Völkern, zu denen sie kamen, sahen die Blinden, hörten die Tauben, redeten die Stummen, sprangen die Lahmen, genasen die Kranken, standen die Toten auf, die Traurigen wurden getröstet, Barmherzigkeit speiste die Hungernden,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)