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für den Bau ein. Die Summe der Geschenke betrug 1196 Fl. 35 Kr., das Übrige mußte durch Anlehen aufgebracht werden. Bei Beginn des Baues betrug die Summe der in Aussicht gestellten verzinslichen Darlehen 7000 Fl. Der Bau unter solchen Umständen war ein reines Wagnis im Glauben. Löhe hat in der Folgezeit noch mehr im Glauben gewagt, und ist nicht zu Schanden geworden, wenn gleich, wie er sagt, „mehr als einmal die Wasser der Sorge ihm bis an den Hals gingen.“ Er könne sich – sagt er ein andermal – nicht der Erfahrungen eines A. H. Francke rühmen, dem so oft das Geld, das er brauchte, unverhofft und wunderbar zu Händen kam. Auch habe er kein Talent gehabt zu betteln und Geschenke aufzubringen, und habe kaum jemand um Gaben angesprochen. Er habe je und je die Last der Sorgen schwer empfunden und getragen, und doch sei ihm immer geholfen worden, und er sei auch eines von den vielen Beispielen, an denen jenes Wort des Magnifikat sich bestätigt habe: „die Hungrigen füllet Er mit Gütern und lässet die Reichen leer.“ – In späteren Zeiten durfte ja das Diakonissenhaus und Löhes Nachfolger andere Erfahrungen machen. Auch bei großen und sehr bedeutende Mittel fordernden Unternehmungen wurden ihnen die Hände rasch gefüllt, von vermögenden Mitgliedern der Schwesternschaft selbst reiche Opfer gebracht, und so die Sorgenlast und der Glaubensweg ihnen verhältnismäßig leicht gemacht.

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 Der Anfang war unendlich viel schwerer. Als man bei Beginn des Baues auf dem Bauplatz den höchst nötigen Brunnen graben wollte, stieß man auf Felsgestein. Bis zu einer Tiefe von 50 Fuß mußte man den Brunnenschacht mehr aushauen als graben, ohne daß sich Wasser zeigte. Endlich, nachdem man bei der Höhe der Lage bereits ängstlich geworden war, kam es in einer Tiefe von 57 Fuß mit Macht. Ich möchte diese Brunnenarbeit mit der Glaubensarbeit, die der schwere Anfang des Diakonissenhauses

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)