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Dettelsau einen solchen Fleiß und Eifer der Bauleute zu sehen bekommen. Aufs willigste ließen sich die Maurer Arbeit bei Tag und Nacht zumuten. Die Landleute der Umgegend halfen und frohnten mit einer Willigkeit, wie wenn es in früheren Zeiten galt, zum Bau der eigenen Pfarrkirche Handreichung zu thun. Nur so wurde es möglich, den Bau trotz seines nicht unbeträchtlichen Umfangs – das zweistöckige Hauptgebäude war 100 Fuß, und der Seitenflügel 60 Fuß lang – schon bis zum 10. August (Laurentiustag) unter Dach, und bis zum 12. Oktober zu Ende zu bringen, und zwar so, daß er an diesem Tage bereits bezogen werden konnte. „Es schien, als hätte Gott der HErr selbst unmittelbar zum Werk geholfen“ sagt Löhe.

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 Aber mit der Bauarbeit begann auch eine Zeit der Sorge – oder sagen wir lieber – der Glaubensübung für den, auf dem ganz allein die Last und Verantwortung des ganzen Unternehmens ruhte. Gar manchen Seufzer hat Löhe damals seinem Tagebuch anvertraut. Schon die äußere Unruhe und Arbeit, welche der Bau ihm brachte, war groß, da er alle Pflichten des Bauherrn bis ins Kleinste hinein selbst wahrnehmen mußte. „Die Bausachen – lesen wir einmal in seinem Tagebuch nehmen mir erschrecklich viel Zeit. Ich kann wenig arbeiten, da ich den Unterricht des Arztes mit höre, täglich zwei Stunden für die Missionsschüler und meinen Schulunterricht gebe. Von 6 Uhr Morgens bis 9 oder 10 Uhr, dann Nachmittags von 3–5, 1/26 Uhr Unterricht. Dann diese Plage mit den Stein- und Fuhrakkorden! Du lieber Gott, was für eine Plage und Schinderei ist das!“ Der Samstag brachte Woche um Woche noch eine besondere „Tribulation“: das Auszahlen des Wochenlohns an die Arbeiter. Aber die Arbeitslast war doch nichts gegen die Sorgenlast, die sich Löhe auf das Herz legte, die er allein tragen, und deren „Berge er glaubend ins Meer beten mußte.“ Tausende sollte er zahlen, und wenig gieng

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/167&oldid=- (Version vom 28.5.2019)