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namentlich in dem weiblichen Teile derselben,“ als Mittel zum Zweck aber: „Gründung lutherischer mit Diakonissenanstalten derselben Konfession verbundener Hospitäler, Ausbildung von Diakonissen“ etc. bezeichnet. Ein Netz von Vereinen nach dem Muster der Muttergesellschaft organisiert und mit ihr gliedlich verbunden, in denen Leben und Puls der Muttergesellschaft schlüge, sollte sich über das ganze protestantische Bayern ausbreiten und (mit Löhes Worten zu reden) ein Feuer der Liebe und Barmherzigkeit durch das ganze Land hin entzündet werden. Kranken- und Diakonissenhäuser sollten nicht fehlen, aber keineswegs so an die Spitze treten, daß in ihnen das ganze Leben des Vereins sich ergösse.

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 Allein die Ausführung blieb hinter dem Gedanken zurück. Zwar entstanden ziemlich rasch mehrere Zweigvereine, so in Nürnberg, Hersbruck, Memmingen, Altdorf, Nördlingen, später in Neuendettelsau selbst, in Fürth, Heidenheim und Wendelstein. Indes wenn auch diese Zweigvereine fast alle eine gesegnete, zum Teil auch nicht unbedeutende lokale Thätigkeit entfalteten, so liegt doch zu Tage, daß die Bildung von neun (später nur sieben) Zweigvereinen im ganzen protestantischen Bayern eine mehr als kümmerliche Erfüllung, ja eine Enttäuschung der Wünsche und Hoffnungen Löhes genannt werden muß. Der Verein für weibliche Diakonie blieb immer „eine schwache kränkelnde Pflanze,“ die nie zu kräftigem Emporgehen kam. Desto gedeihlicher war die Entwicklung der Diakonissenanstalt. Es ist so des HErrn Art: Er korrigiert nicht selten auch die wolgemeinten und woldurchdachten Pläne seiner Knechte und formt sie ihnen wie Thon in der Hand des Töpfers mitten in der Ausführung um, so daß etwas anderes daraus wird als sie wollten. Nicht in dem Verein, mit dem, wie Löhe selbst später gestand, man sich zu Großes vorgenommen hatte, sondern in der Diakonissenanstalt lag von ihrer Entstehung an der Schwerpunkt der Löheschen Bestrebungen auf dem Gebiet der weiblichen Diakonie.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)