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Heimatlandes den Segen des neubelebten altkirchlichen Diakonissentums und Anteil an jener gesammten Liebesarbeit zuzuwenden, welche die Herrlichkeit dieses Jahrhunderts ist. Von solchen Anschauungen aus kam Löhe zur Gründung eines lutherischen Vereins für weibliche Diakonie. „Wenn wir nicht von den römischen barmherzigen Schwestern überflügelt werden wollen und wenn wir mit dem auf diesem Felde reichbegabten und reich gesegneten Fliedner doch nicht gehen können, weil seine Thätigkeit uniert ist, so bleibt uns nichts übrig als uns zum Eifern reizen zu lassen und Anstalten zu gründen, in denen wir für die unabweisbaren Bedürfnisse unserer bisher so vielen Mietlingen preisgegebenen Spitäler, Irrenhäuser, Kleinkinderschulen und Missionen in kirchlicher Weise sorgen,“ so lesen wir schon in dem oben erwähnten Bedenken. Und ähnlich hat sich Löhe noch in seinen letzten Jahren über seine Stellung zu Wicherns und Fliedners Unternehmungen ausgesprochen. „Ich gestehe es gerade heraus – sagt er (im Korrespondenzblatt der Diakonissen 1868, Nr. 12) – daß ich bei der Gründung der Gesellschaft für innere Mission und später des Diakonissenhauses zunächst keine andere Absicht hatte als die, mich für meine heimatlichen Gegenden in Sachen der inneren Mission und des Diakonissentums der unierten Strömung in den Weg zu legen. Ich verehre die Männer (Wichern und Fliedner) aufrichtigst und bewundere sie, und ihr großes, mächtiges Gelingen wird von mir weder beneidet, noch gewünscht und gesucht. Gott schenke es ihnen tausendfältig! Was ich aber wollte und noch will ist weiter nichts als den Beweis liefern, daß der HErr auch meine der Augsburgischen Konfession so zu sagen angestammte Heimat und uns arme Lutheraner deshalb, daß wir das Fähnlein der ungemischten Abendmahlsgemeinschaft emporhielten, weder von der inneren Mission noch von der heiligen Diakonie des 19. Jahrhunderts ausschließe.“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)