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 Er hatte an dem der Jubiläumsfeier unmittelbar vorangehenden Sonntag, dem 20. n. Trin. aus Anlaß des Evangeliums (Matth. 22, 1–14) von dem vielfachen Mißlingen und nur teilweisen Gelingen Gottes und seiner Kirche gesprochen, und dieser Gedanke zog sich wie ein Ton der Wehmut auch durch seine Festpredigt und Festrede durch. „Was haben wir denn gewollt, – sagte er in seiner Festpredigt – wir Binnenländer an diesem einsamen Winkel der Erde, die wir allzumal beim Beginn des Werks noch kein Meer, geschweige ein überseeisches Land gesehen hatten? Es war unsre erste, beste, ständige und unverrückte Absicht, Nothelfer hinüber zu senden über den Ocean zu keinem andern Zweck, als um zu verhüten, daß die Glieder Christi jenseits des Oceans sich nicht vom Leibe Christi trennten, und zu bewirken, daß, wo dies schon geschehen wäre, das Getrennte wieder herzugebracht und das Zerstreute wieder gesammelt würde. Die Abendmahlsgemeinschaft mit unseren verlassenen Glaubensbrüdern in Amerika wollten wir aufrecht erhalten. Wir wollten verhindern, daß unsre Brüder, die über den Ocean gegangen waren, über der Scholle Erde, die sie dort bebauen, das heiligste und beste Erbe der Heimat, das Sakrament des Altars, vergäßen. Ein Brot aßen sie mit uns in der Heimat, so sollten sie auch in der Ferne mit uns sein ein Leib. Der Trieb, den die Gesellschaft für innere Mission gehabt hat, der den Leitern und Führern des Ganzen im Verlauf der Jahre immer mehr zum Bewußtsein gekommen ist, war nichts anderes als der Wunsch, die amerikanischen Brüder in der Gemeinschaft des Glaubens und des Sakraments zu erhalten. Höher und herrlicher können wir unsre Absicht gar nicht fassen. Und eben diese Absicht, l. Br., ist uns so vielfach mißlungen. Denkt nur daran, wie sich in Amerika ganze Scharen von uns gewendet, uns die Abendmahlsgemeinschaft aufgesagt und damit das schönste und heiligste Band, das sich um die Brüder diesseits und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)