Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/144

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

früherer Zeiten erstorben. Und zwar gilt das nicht bloß von der Synode als solcher, sondern auch von allen einzelnen Pastoren, die wir ausgebildet, ausgestattet, entsendet, unterstützt und so lange geleitet haben, bis wir ihnen die Weisung gaben, sich einfach zur Synode Missouri zu halten. Aber wir sagen mit dem Ausdruck „gar kein Verhältnis“ zu wenig, denn das Verhältnis ist ein feindliches geworden; ja eben weil es ein feindliches geworden ist, hat alle Verbindung aufgehört. Es ist nicht Dank und Liebe einfach verwelkt und durch Länge der Zeit erstorben, sondern unsre Schüler und Freunde glauben zwingende Gründe zu haben sich von uns zu thun.“ Daß unter denen, die sich also von ihm abkehrten, auch solche waren, die nicht bloß seine Schüler, sondern Jünger und Freunde gewesen waren, denen sein Herz nahe gestanden hatte – und die nun glaubten, oder doch sich so benahmen, als schuldeten sie ihm auch persönliche Liebe und Treue nicht mehr, war und blieb ihm ein Schmerz. Und ebenso hat er zeitlebens das Wehe nicht verwunden, das ihm durch die gewaltsame Zerreißung der innigen Bande, welche ihn mit den fränkischen Kolonien verknüpften, bereitet wurde. Er seinerseits bewahrte ihnen, trotzdem daß aller gegenseitiger Zusammenhang aufgehört hatte, Teilnahme und Liebe bis an sein Ende. Noch im Jahre 1866 bat er einen Freund, eine Besuchsreise in den Kolonien zu unternehmen, um ihm Bericht über das leibliche und geistliche Ergehen seiner fränkischen Landsleute zu erstatten. Die Nachricht von einem Brandunglück, von welchem eine der Kolonien heimgesucht wurde, rührte ihn in den letzten Wochen seines Lebens zu Thränen. So sehr hatte die amerikanische Missionsthätigkeit nicht bloß Kraft und Interesse seines Geistes, sondern auch die Teilnahme seines Gemüts in Anspruch genommen. Es war daher begreiflich, daß bei ihm in die Jubiläumsfreude auch manch bittrer Tropfen sich mischte.

.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)