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der Synode nicht. Sie verstand unter den symbolischen Entscheidungen nicht bloß das, was der Form nach als Entscheidung in den Symbolen vorliegt, sondern alles, was der Intention der Kirche und der Sache nach thetische und antithetische Entscheidung in den Artikeln des Glaubens und der Lehre ist. Der Gefahr, daß bei der Unterscheidung zwischen dem, worauf die Intention der bekennenden Kirche gehe und worauf nicht, auch subjektive Willkür ein Wort mitsprechen könnte, suchte die Synode durch die weitere Forderung zu begegnen, daß die Symbole als Erzeugnisse und Zeugnisse kirchengeschichtlicher Entwicklung im Lichte der Geschichte betrachtet werden müßten. Der Grundsatz ist ohne Zweifel richtig, die Anwendung und Durchführung desselben aber dürfte bei der eigentümlichen Beschaffenheit unserer Symbole nicht immer leicht sein, weshalb es nicht zu verwundern war, daß diese Stellung zum Bekenntnis einem mißtrauischen und übelwollenden Gegner nicht genügte, der seinerseits die verbindliche Kraft der Symbole auf alles dehnte, was irgend als Lehre in denselben vorkomme: ein freilich ungeheuer einfacher und bequemer Standpunkt. Da die Verdächtigungen des Lehrstandpunkts der Iowasynode um jenes sog. Bekenntnisparagraphs willen kein Ende nahmen, so entschloß sich dieselbe, die bisherige Fassung jenes Paragraphs fallen zu lassen und an dessen Stelle ein einfaches Bekenntnis zu sämtlichen symbolischen Büchern „als zu der reinen und ungefälschten Darlegung und Erklärung des göttlichen Wortes und Willens“ zu setzen, eine taktische Maßregel, die nach der Meinung der Synode nur missourischen Angriffen den Scheingrund entziehen sollte, thatsächlich aber wenigstens für den ersten Augenblick bei Freund und Feind den Eindruck hervorrief, als sei sie von ihrer ursprünglichen Stellung zurückgewichen und als habe sie ihre besondere Richtung aufgegeben. Dies war nun allerdings die Absicht der Iowasynode nicht; vielmehr war und ist sie sich bewußt, an den wesentlichen Grundgedanken der überkommenen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)