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dann im Sommer 1854 aus der Missionsanstalt Neuendettelsau zwei weitere Arbeiter, darunter der jetzige Prof. S. Fritschel, nachgesandt wurden, schritt man zwar bereits zur synodalen Organisation. Es waren aber nicht mehr als vier Brüder, welche am 24. August 1854 im Pfarrhause zu St. Sebald durch ihr Zusammentreten die evangelisch-lutherische Synode von Iowa begründeten. Kaum ist wohl jemals eine lutherische Synode unter kümmerlicheren Verhältnissen und geringeren Aussichten gestiftet worden.

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 Die angehende Synode besaß zwar – ohne Zweifel zu früh für ihre finanziellen Mittel – ein eignes Seminar, für welches die Gesellschaft für innere Mission den Kaufpreis (3800 Gulden) aufgebracht hatte, aber die Sorge für den Unterhalt desselben mußte ersterer überlassen bleiben. Die wenigen Synodalmitglieder waren noch jung und ohne reife kirchliche Erfahrung; einer der vier Brüder lag gerade zur Zeit der ersten Synodalversammlung todkrank danieder. Das Versammlungslokal war ein kleines Zimmerchen mit rohen Bretterwänden, das zugleich als Kirche und Studierzimmer diente. Hier mußte alles auf Glauben gebaut werden. Doch die Hoffnung ließ auch hier nicht zu schanden werden. Freilich in den ersten Jahren ihres Bestehens war die Wirksamkeit der Iowasynode eine unscheinbare und ihr Wachstum nach außen ein geringes. Sie mußte erst nach innen sich befestigen, im Umkreis bekannt werden und ihr Arbeitsfeld kennen lernen. Doch nach Ablauf des ersten Jahrzehnts ihres synodalen Bestandes war sie bereits zu einer Zahl von 50 Gemeinden mit 41 Pastoren herangewachsen, ein Beweis, daß Gottes Segen mit ihr war. Sie hat die Nöte der Anfangszeit, die Anfeindungen ihrer Gegner, auch eine gefährliche innere Krisis mit Gottes Hilfe siegreich überstanden und konnte bei ihrem 25jährigen Jubiläum im Blick auf alle die Widersacher, welche ihr das Leben oft sauer gemacht haben, mit dem Psalmisten ausrufen: „Sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf, aber sie

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)