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 In Dubuque, einer Stadt am Mississippi, an der Grenze von Iowa, Illinois und Wisconsin gelegen, damals der „Schlüssel des Westens“ genannt, ließ Großmann mit dem Seminar sich nieder, um welches her sich allmählich eine Gemeinde bildete. Deindörfer und Amman zogen weiter landeinwärts und begründeten in einer sie sehr „deutschländisch“ anmutenden Gegend, wo Prairie und Waldlandschaft miteinander abwechselten, die Kolonie St. Sebald am Quell. Es ging durch heiße Anfangsnöten hindurch, sowohl in St. Sebald wie in Dubuque. Es war von Löhe, als er die Weisung zur Übersiedlung nach Iowa gab, auf einen leichten und raschen Verkauf des in Michigan erworbenen Eigentums gerechnet worden. Aber die Flüssigmachung des dort in Land und Baulichkeiten angelegten Kapitals ging nur langsam und mühselig vor sich. Infolgedessen konnte Löhe die neue Unternehmung in Iowa nicht nach Bedarf und nach Wunsch unterstützen, ein Notstand, der zuweilen bei den ersten Pionieren in Iowa Mut und Freudigkeit zu lähmen, ja auch das Verhältnis zu den Vätern und Leitern des Werks zu trüben drohte. Zwar that die Gesellschaft für innere Mission nach – um nicht zu sagen – über Vermögen, aber ihr Vermögen war eben nicht groß. „Wir sind immer die Armen von Lyon,“ sagte Löhe, „ein armes Wasser Siloah. Wenn der HErr uns nicht segnen wollte, würden wir gar vertrocknen.“ So war es denn nicht zu vermeiden, daß trotz aller Anstrengungen der Freunde in Deutschland die ersten Arbeiter in Iowa oft unter dem Joch bittrer Armut seufzen mußten. Auch alle übrigen Verhältnisse der neuen Gründung ließen sich kümmerlich an. Zwar hatten sich zwei kleine Gemeinlein, das eine in Dubuque, das andre in St. Sebald gebildet, aber sie bestanden hauptsächlich aus den wenigen Leuten, die mit dem Seminar aus Michigan eingewandert waren, und hatten vorerst keine Aussicht auf Wachstum, blieben auch – wie ein eben erst in die Erde gelegtes Samenkorn – Jahr und Tag allein. Als

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)