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was alles er ergriffen habe, damit er entgegenkomme der Auferstehung der Toten. Wir dürfen also nur ins Auge fassen, was er gelassen und was er ergriffen hat, so muß uns auch klar werden, was das heißt: entgegenkommen zur ersten Auferstehung.

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 Was der Apostel gelassen hat, bezeichnet er im ersten Vers unsres Textes, in welchem er spricht: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.“ Er versteht unter dem Worte „Gewinn“ nicht bloß eine einzige Sache, sondern, wie es schon der Grundtext an die Hand giebt und man aus der Aufzählung ersehen kann, die unserm Text voranging, eine ganze Reihe von nationalen und sittlichen Vorzügen. – – Als ersten nennt er seine Abstammung aus Israel, aus dem Stamme Benjamin, und zwar seine unvermischte, reine Abstammung, daß er ein Ebräer aus Ebräern ist. Bei heutigen Juden, welche Christen geworden sind, findet man zuweilen, daß sie sich ihrer Abstammung schämen; ich aber muß gestehen, daß es mir, wenn ich von Abstammung ein Jude wäre, gerade so gehen würde, wie dem Apostel Paulus in unserm Textkapitel. Ich würde das für meinen größten Vorzug nach dem Fleisch halten und ich würde dafür sorgen, daß es bei meinen Nachkommen nie in Vergessenheit geriete; sie sollten es wissen, daß jüdisches Blut in ihren Adern ränne. Denn das Volk Israel ist nicht bloß in Rücksicht auf die Vergangenheit das auserwählte Volk Gottes und der Adel der Menschheit, sondern es hat auch hohe Verheißungen für die Zukunft, und die Gläubigen aus seiner Mitte werden am Ende der Tage und in Ewigkeit die Chorführer der erlösten Schar und unter den Gesegneten des HErrn insonderheit gesegnet sein. Das weiß, das lehrt auch St. Paulus selbst, und es ist daher nicht zu verwundern, wenn er an die Spitze aller seiner Vorzüge, deren er sich rühmen konnte, seine reine israelitische Abstammung aus dem Geschlecht Benjamin setzt: er wird am Ende der Tage unter den Benjaminiten hervorragen, ob

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)