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sein; es müssen diese richterlichen Heiligen keine andern sein, als die, welche in der ersten Auferstehung mit ihren Leibern bekleidet und auf Throne gesetzt wurden. Daraus zeigt sich eben die große Herrlichkeit der ersten Auferstehung, und ein jeder kann es begreiflich finden, wie auch ein Apostel sich bemühen kann, dieser Auferstehung entgegen zu kommen und teilhaftig zu werden. Es erscheint daher nicht bloß als wahrscheinlich, daß der Apostel in unserem Texte nach der ersten Auferstehung ringt.

 Uns ist es freilich nicht geläufig, eine erste Auferstehung zu glauben, aber eben deshalb verstehen wir auch die heilige Schrift und ihre Worte vom Ende nicht. Wir pflegen uns unter der Wiederkunft Christi immer die Offenbarung Seiner Herrlichkeit zu denken, welche mit der allgemeinen Auferstehung, dem Brande der geschaffnen Welt und der Schöpfung eines neuen Himmels und einer neuen Erde zusammengeht. Die heilige Schrift aber heißt den Christen sein Auge zunächst auf jene erste Wiederkunft richten, die in den Zeiten des Antichristus eintreten und von niemand erwartet sein wird. Sie spannt unser Auge nicht zunächst auf die allgemeine Auferstehung und das endliche Gericht, sondern auf den Schluß der gegenwärtigen Weltperiode, auf den allgemeinen Abfall, auf die unaussprechliche Drangsal der dann kleinen und eng zusammengedrängten Herde Christi, auf die Erscheinung des HErrn zum Gericht über den Antichristus, auf die erste Auferstehung, auf diese Ereignisse, die wir bei dem immer mehr sich offenbarenden Abfall innerhalb der christlichen Kirche auch immer sicherer erwarten und uns auf sie bereiten dürfen.

 Man könnte nun zwar sagen, daß an dieser ersten Auferstehung nur die Märtyrer der letzten Zeit teilnehmen, und man könnte dann auf Grund dieser Meinung auch den heiligen Aposteln, die den Antichristus nicht gesehen haben, die Teilnahme an der ersten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)