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so darzustellen, daß Euch, womöglich, kein Herz entwendet werde, wiewohl das schwer sein wird, denn wir müssen ja sagen, daß wir von Euch auswandern, und warum. Alles, was uns ein Herz voll Liebe und Treue gegen Euch eingeben kann, wollen wir thun; aber unsere Missionsthätigkeit unter Euch ist am Ende. Wir wollen Euch keine Gelegenheit mehr, keinen Anstoß mehr bieten, Eure Konsequenzenmacherei von der unschönsten Seite zu zeigen und die Welt lästern zu machen, daß die lutherische Lehre – denn so wird man sagen – unduldsam und blinden Eifers voll auch gegen die Erzeuger mache.

 Wir würden gern gleich zusammenpacken und das Territorium räumen, das Ihr, nachdem Ihr es von uns überkommen habt, das Eurige nennt. Wir sind willens, irgend wohin zu ziehen, wo wir mit Euren ungemessenen Ansprüchen in keine Berührung kommen und Ihr nach Euren (leider Euren) Grundsätzen uns nicht berühren werdet. Aber es ist Herbst. Man muß Vorbereitungen machen. Man muß die Hütte abbrechen, wenn man weiter ziehen will. Man muß wissen, wohin. Es kann nicht anders sein; wir müssen noch eine kleine Weile in Eurer Nähe bleiben. Laßt Euren Einfluß auf unsere Leute und Sendlinge, die kommen müssen, weil es nicht abzubestellen ist. Sie können ruhig in Eure Kirchen gehen, wenn Ihr sie im Differenzpunkt unversucht laßt. Sie können Friede und Liebe üben, wenn Ihr sie thun und sein laßt, wozu sie kommen, wie auch ihnen gewehrt sein wird (es wars auch bisher), Euch und Eure Leute anzugreifen. Werdet Ihrs aber nicht übers Herz bringen, sie unversucht zu lassen, je nun, so können wir weder das, noch die möglichen Folgen hindern, wir verbieten keinem Abgesandten, die Meinung zu ändern und sich zu Euch zu wenden (sie sind ohnehin alle, wie es jungen Leuten ziemt, unbefestigt im Streitpunkt); aber wir werden dann Euer Benehmen desto schwerer empfinden.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)