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Kreise der fränkischen Kolonien im Interesse der Ruhe und des Friedens dieser Gemeinden dringend geboten sei. „Das Seminar, schreibt er, wird, statt ein Zeugnis und Nährerin der zwischen uns bestehenden Einigkeit zu sein, nur als ein Zeugnis und Pflegerin des Mißtrauens dastehen, das man in Deutschland gegen uns hegt, und der Uneinigkeit, welche zwischen uns bestehen muß. Warum sollten Sie wünschen, die Kontrole über Ihre Stiftungen zu behalten und sie dadurch selbst in eine unnatürliche Stellung gegen die Synode zu bringen, wenn Sie dieselbe nicht bemißtrauten? Woher immer die Klagen, daß wir uns je länger, je mehr selbständiger bewegen und unabhängig von den Brüdern handeln, da ja doch die Kirche ein solches Verhältnis, wie zwischen Mutterland und Kolonien meistens zum Verderben beider stattfindet, nicht kennt, und andrerseits ja die Entfernung und die gänzliche Verschiedenheit der äußeren und inneren Verhältnisse es unmöglich macht, den Rat der Brüder immer einzuholen oder danach zu handeln. Woher diese oft zu Tage liegende Empfindlichkeit? So schwer mir es wird, weil ich voraussehe, wie sehr Sie dadurch werden verletzt werden, so muß ich Sie doch um des Friedens der Kirche willen bitten, das Seminar von Saginaw wegzunehmen, da es nicht ein Seminar der Synode sein soll, sondern ein von der Synode unabhängiges, ja nach den darin aufgestellten Grundsätzen ein derselben entgegenstehendes und damit entgegenwirkendes. Ich zweifle nicht daran, daß Sie diese Bitte erfüllen werden. Denn wenn Sie auch gehindert sein sollten, mit Freudigkeit in Gemeinschaft mit uns zu bauen, so werden Sie es doch noch weniger übers Herz bringen können, gegen uns zu arbeiten. Das Seminar in seiner Stellung muß es thun auch gegen Ihren Willen.“ – Schon während seiner Anwesenheit als Visitator in den fränkischen Kolonien hatte Wyneken im Eifer des Gesprächs das Wort fallen lassen: „Geht nach Iowa, dort haben wir noch keine Gemeinden.“ Dies Wort

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)