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Pfarrer Wucherer, in dessen Sprengel er sein Handwerk erlernt hatte, – und nun hatten wir doch einen unverkennbaren Wink empfangen, die Sache selbständig anzugreifen. Wir thaten also von außen gedrungen, was zu thun wir nicht begehrt hatten.

 „Bald fand sich ein zweiter Schüler, Georg Burger aus Nördlingen, dazu. Wir hatten nun zwei Schüler und mußten uns besinnen, wie wir es anfangen wollten, um zu unserm Ziele zu gelangen. Wir müssen gestehen, daß es uns ging, wie allen, die ein neues Werk ohne alle Unterweisung anfangen: wir wußten nicht Bescheid. Nur so viel sahen wir, daß wir aus unsern zwei Schülern nichts Großes machen könnten. Zwei Schullehrer, die etwa nebenher aus ihrem Handwerk arbeiten und sich ihren Unterhalt selbst verdienen könnten – das war’s, was wir aus ihnen machen wollten.“

 Demgemäß war denn auch der Unterricht, den beide bei Löhe genossen, ein sehr einfacher. Sie machten den Kurs der verschiedenen Elementargegenstände durch, als wären sie selbst Schüler. Sie übten sich alle Tage im schriftlichen Ausdruck der Gedanken und machten sich bei Erlernung des Englischen mit dem Grammatikalischen ihrer Muttersprache durch Vergleichen bekannt. Sie übten sich im Schönschreiben, lernten die Erdoberfläche genau kennen, trieben Welt- und Kirchengeschichte und lasen selbst viel kirchenhistorische Schriften. Auch hatten sie Gelegenheit, nicht bloß katechisieren und lehren zu hören, sondern sie teilten sich auch in den Unterricht eines fähigen, aber blinden Knaben. Biblische Geschichte und Glaubenslehre trieben sie mit Eifer, lernten auch die Gegensätze, namentlich der nordamerikanischen Parteien möglichst genau kennen. In der Gemeinde Neuendettelsau hatte ihr bescheidener und stiller Wandel ihnen Liebe erworben, auch waren sie für manches Gemeindeglied gute Engel gewesen und hatten an manchem Kranken- und Sterbebett zu Löhes großer Zufriedenheit die Friedensbotschaft

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)