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dem Vater David: zuvor voll Jammers und Kummers, wurde er still und getrost. – Das Kind ist versorgt, geborgen, durch seiner Taufe Kraft selig, unantastbar, keine Versuchung naht ihm mehr, es ist heilig – heilig, wie seine Mutter, weise, wie seine Mutter, selig, wie seine Mutter. Es wird nicht mehr zu mir kommen, aber ich werde zu ihm fahren zu seiner Zeit! Amen! Amen!

 Welch’ ein lieblicher, schöner Anblick war das Kind nach dem Tode, daß seine Geschwister mit ihm gerne spielten, es liebkosten und ihm Blumen brachten! Wie gerne sah man ins liebe, nicht geschlossene Auge, ins freundliche Gesicht, das im Leben den Grad von Lieblichkeit nicht erreicht hatte! Und doch, was ist ein Leichnam, auch wenn die erlöste, entfliehende Seele ihm die lieblichsten Spuren ihrer Seligkeit zurückläßt, gegen die Seele selber und ihre Lieblichkeit! Der gesagt hat: „Lasset die Kindlein zu mir kommen, ihrer ist das Himmelreich“, der hat es aufgenommen. Es sieht seinen Heiland, es ist mit ihm ewig vereint – es ist ein König, wie Er, und alle Erdenkönige sind Staub dagegen – ein Priester, wie Er, und so, wie das Kind, lobt und opfert der nachgelassene Vater weder auf Kanzel noch Altar, seine Dankopfer und Lobopfer sind angenehm, – dazu braucht’s keine hohe Schule, kein mühsames Lernen, es schaut den Urgrund aller Weisheit, seinen Gott! Ja, mein Kind ist selig!

 Und was wird das für eine Freude gewesen sein, als die selige Mutter Helene, die ohne Zweifel für ihre Nachgelassenen ohne Ende betet, in dem seligen Heimgang ihres Philipps die kommende Erhörung ihrer Gebete sah. Wer kann beschreiben, mit welchen Freuden dieses Kind von seiner Mutter empfangen worden ist und von den vorausgegangenen Freunden und Freundinnen, die es liebten? Wenn schon große Freude ist

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)